DIE FAMILIE STONE

Toleranz-Prüfung
Sarah Jessica Parker in gewohnter Rolle

Hochzeiten und Weihnachtsfeiern sind begehrte Sujets für Familienkomödien. Pünktlich zur Adventszeit erwischt uns dieser Film, der die innerfamiliäre Versöhnlichkeit unter dem Weihnachtsbaum auf die Probe stellt.
Die Stones sind eine liberale Vorzeigefamilie. Zu Weihnachten gesellen sich zur Matriarchin Sybil (Diane Keaton) und dem gutmütigen Vater Kelly (Craig T. Nelson) die fünf erwachsenen Kinder ins verschneite Neuengland-Heim. Die jüngste Tochter Amy (Rachel McAdams) sorgt mit ihrem losen Mundwerk für das notwendige Konfliktpotenzial, die werdende Mehrfachmutter Susannah (Elizabeth Reaser) für die familiäre Erbfolge.
Wahlkalifornier Ben (Luke Wilson) ist das Gegenstück zu dem zugeknöpften New Yorker Karrieristen Everett (Dermot Mulroney). Um den liberalen Geist der Familie vorzuführen, wurde der jüngste Sohn Thad (Tyrone Giordano) als taubstummer, schwuler Mann gezeichnet, der mit seinem afroamerikanischen Lebensgefährten demnächst sogar ein Baby adoptieren will.
Da wurde vielleicht doch ein wenig zu tief in die Political-Correctness-Kiste gegriffen. Die Toleranzbereitschaft der Familie wird auf ein schwere Probe gestellt, als Everett seine Verlobte Meredith (Sarah Jessica Parker) mit zum Weihnachts-Happening bringt. Meredith ist alles, was die Stones nicht sind: förmlich, verklemmt, angespannt. Niemand mag die Karriere-Tante aus Manhattan, und die folgenden Komödienverwicklungen ranken sich um die hindernisreiche Absorbierung des Fremdkörpers in den Familienverbund. Dabei kommt es zu Verwerfungen, Besäufnissen, Bruderzwisten und Eifersüchteleien, alles in moderater Dosierung und nie ohne versöhnlerische Weihnachtsbotschaft.
Sarah Jessica Parker wächst als kontrollsüchtige Beinahe-Schwiegertochter über sich hinaus, während die anderen Figuren sich an der festgelegten Grundcharakterisierung festklammern oder, wie Diane Keaton als kränkelndes Muttertier, sichtbar an Unterforderung leiden.

Martin Schwickert
Family Stone USA 2005 R&B: Thomas Bezuchas D: Diane Keaton, Sarah Jessica Parker, Dermot Mulroney. Bundesstart: 15.12.05