»STRAIGHT SHOOTER«

Rambo im Atomkraftwerk

Dennis Hopper soll Heino Ferch stoppen

Im Action-Genre haben die Amis einfach die Nase vorn. Kaum ein deutscher Film konnte hier bisher die Klasse eines durchschnittlichen US-B-Pictures erreichen. Thomas Bohns Straight Shooter ändert an diesem Befund nichts.
Sein Hauptakteur ist eine europäische Rambo-Reinkarnation. Volker Bretz (Heino Ferch) hat unter dem klangvollen Decknamen "Straight Shooter" in der französischen Fremdenlegion gedient und war dort einer der besten, wie das Drehbuch in hölzernen Dialogen nicht müde wird zu betonen. Ein übereifriger Guerillabekämpfer war unser Volker, und in seiner wilden Legionärslaufbahn hat er auch schon einmal aus Versehen statt der anvisierten afrikanischen Terroristen ein paar wehrlose weiße Kinder erschossen. Sowas hinterläßt traumatische Erinnerungsnarben, die der Film eindrucksvoll in wackeligen Schwarz-Weiß-Rückblenden bebildert. Aber Afrika - das ist lange her. Nach seiner Soldatenzeit hatte Shooter Frau und Kind erworben und sich ungeschickterweise nahe eines Atomkraftwerkes häuslich niedergelassen. Als die kleine Tochter an Leukämie stirbt und die Mutter sich auf dem Dachboden vor Gram erhängt, zieht "Straight Shooter" wieder ins Feld und beginnt seinen eigenen Kampf für den Ausstieg aus der Kernenergie. Unter Einsatz modernster Waffentechnik liquidiert er die Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft, um eine Abschaltung des Reaktors "Atar II" zu erreichen. Der deutsche Polizeiapparat zeigt sich gegen den professionellen Super-Killer machtlos und die schicke Oberstaatsanwältin Regina Toelle (Katja Flint) heuert zur behördlichen Unterstützung dessen früheren Ausbilder an. Der Joker heißt Frank Hektor, und aus schwer nachvollziehbaren Gründen ist es der Produktionsfirma gelungen, Dennis Hopper für diese Rolle zu gewinnen. Hopper spielt mal wieder den Zyniker, der mit blinzelndem Blick alle perfiden Strategien schnell durchschaut und nebenbei mit seiner charismatischen Aura Frauenherzen in Wallung bringt.
Offensichtlich sollen Hopper und seine Figur Bohns Film ein wenig weltmännisch erscheinen lassen. Statt dessen wird mit jedem Auftritt der amerikanischen Filmlegende die Provinzialität des Werkes noch deutlicher. Mit dem Eifer eines Erstkläßlers hat Regisseur und Drehbuchautor Thomas Bohn die Klischees der amerikanischen Genre-Vorlagen abgepaust, sauber und ordentlich auf deutsche Verhältnisse übertragen und mit Kugelhagel und Pulverdampf garniert. Und doch sieht alles nur aus wie eine hochfrisierte Tatort-Folge. Die Dialoge sind so dröge wie Kamillentee, Katja Flint arbeitet emsig als Stichwortgeberin für den US-Star, Heino Ferch darf nur sechs Sätze sagen, und Dennis Hopper ist leider nicht der Einzige, der so klingt, als hätte man bei der Synchronisation gespart.

Martin Schwickert