Taffe Mädels

Zweieinhalb Cops

Melissa McCarthy und Sandra Bullock mischen ein Männer-Genre auf

Vierzehn Jahre lang hat Melissa McCarthy sich ihre Sporen im US-Fernsehen verdient und fegt nun seit ihrem Auftritt in Paul Feigs Brautalarm wie eine komödiantische Naturgewalt durch Hollywood. Sie war der Super-GAU im Chor der Brautjungfern und machte vor keiner noch so herben Geschmacklosigkeit halt. Mit ihrer Extrem-Performance hat sie sich einen festen Platz im popkulturellen Gedächtnis erobert und einige Nachfolgeaufträge ergattert.

Nach Voll abgezockt und einem Gastauftritt in Hangover 3 spielt sie nun in Paul Feigs neuem Film Taffe Mädels die Polizistin Shannon Mullins, vor der nicht nur die Bostoner Kleinkriminellenszene zittert, sondern auch die männlichen Kollegen und Vorgesetzten auf dem Revier. Der zugeknöpften New Yorker FBI-Agentin Sarah Ashburn (Sandra Bullock) soll die leicht erregbare Ordnungshüterin nun bei der Aufklärung einer Mordserie im Drogenmafiamilieu behilflich sein.

Natürlich gefällt es Mullins gar nicht, dass die arrogante Bundespolizistin in ihren Zuständigkeitsbereich hineinregiert. Mit der hyperprofessionellen Agentin in ihrem faltenfreien Businesskostüm und der anarchistischen Gesetzeshüterin, die das Recht auch gern einmal selbst in die Hand nimmt, ist der Tisch gedeckt für eine typische Cop-Comedy, in der sich zwei grundverschiedene Charaktere im Kampf gegen das Verbrechen zusammenraufen müssen.

Feig lotet das komödiantische Potenzial innerhalb der Genrevorschriften recht gründlich aus und bleibt dabei dem grobschlächtigen Schenkelklopfhumor verpflichtet. Nur zu gerne lässt er seine beiden Darstellerinnen von der Leine, die hier mit sichtbarem Vergnügen in der Männerdomäne des Buddy-Movies wildern.

Auch wenn Sandra Bullock wahrscheinlich den höheren Gehaltsscheck mit nach Hause nehmen konnte, gehört der Film Melissa McCarthy, die hier mit bewährter Schonungslosigkeit an die Arbeit geht. Es sind nur ein paar kurze Sequenzen, in denen ihre Figur aus dem komödiantischen Dauerfeuer heraustreten darf, aber in diesen wenigen, ernsten Momenten kann man eine Schauspielerin erkennen, die auch jenseits stereotyper Lustspiel-Formate eine Chance verdient hätte.

Martin Schwickert

The Heat USA 2013 R: Paul Feig B: Katie Dippold K: Robert D. Yeoman D: Sandra Bullock, Melissa McCarthy, Michael Rapaport