TAGE WIE DIESER


Handy love

Blagenparken als Liebesgrund

Als alleinerziehende, berufstätige Mutter hat Melanie Parker (Michelle Pfeiffer) trotz permanenter Überlastung ihr Leben voll und ganz im Griff. Während sie abends zwischen Geschirrspüler, Microwelle und Kühlschrank hin- und herwuselt, liest sie eben nocheinmal ein paar Unterlagen durch und stopft sich ganz in Single-Manier die Reste eines Sandwiches in den Mund. Noch ein prüfender Blick ins Kinderzimmer, und dann sinkt Michelle Pfeiffer malerisch, erschöpft und ganz allein in ein großes, großes Bett, und statt eines liebevollen Ehemannes macht nur die Sirene eines Spielzeugautos auf sich aufmerksam. In den nächsten 108 Kinominuten macht sich nun Michael Hoffmanns Film daran, diese klaffende Lücke in Melanies Ehebett zu schließen.
Als die Mißgeschicke des Tages die Mutter und Architektin Melanie mit dem eher lässigen Gelegenheitsvater und Journalisten Jack Taylor (George Clooney) zusammentreffen lassen, giften sie sich gegenseitig an und man weiß genau: was sich hier neckt, muß sich auch irgendwann lieben. Melanies Sammy und Jacks Maggie haben ihren Schulausflug verpasst, und die berufstätigen Elterteile wissen nicht so recht wohin mit den Sprößlingen. Im Architekturbüro gerät Mutti durch Sammys ferngesteuertes Auto ins Stolperen und das Präsentationsmodell für ein millionenschweres Bauprojekt wird unter ihrem Körper begraben. Jack kann in Gegenwart seiner Tochter nur verschlüsselt mit seinem Psychoanalytiker kommunizieren. Wenig später steht auch Jacks Job auf der Kippe, und so beschließen die Workaholics trotz erwähnter gegenseitiger Abneigung, sich mit der Kinderbetreuung abzuwechseln. Für Aufregung sorgen weiterhin Kirschsaftflecken auf Mamis hübschem Blazer, eine Laufmasche an den Nylons und ein Kater, der den Montessori-Schulklassen-Fisch auffrißt. Wie aufregend das Leben doch sein kann! Die Hektik dieses ach so turbulenten Tages schweißt die elterliche Notgemeinschaft schließlich zu einer Allianz fürs Leben zusammen und auf der Tonspur werden endlich die Geigen ausgepackt.
Vor Überraschungen ist man in hier sicher. Aber das sind eben die Vorhersehbarkeiten des Genres, und nicht auf den Verlauf der Geschichte kommt es an, sondern auf die Ausführung. Und auch da baut Tage wie dieser weniger auf Originalität, als auf jene kühl berechnete Perfektion, mit der in den Hollywood-Studios Sentiment und Komik dosiert werden - ein ausgewogenes Diät-Rezept, das von allem etwas und von keinem zuviel hat. Allzu perfekt auch das Filmcouple: der makellose Teint von Michelle Pfeiffer paart sich mit dem Everybodies-Darling-Emergency-Room-Kinderarzt-Lächeln von George Clooney. Produzentin Lynda Obst ließ sich nach eigenen Angaben durch die Skrewball-Comedies mit Spencer Tracy/Katherine Hepburn inspirieren. Seufzend erinnert man sich daran, mit welchem Genuß die beiden damals ihre hübsch formulierten Gehässigkeiten ausgetauscht haben. Bei Spencer und Katherine da stimmte die Chemie, während ihre 90er Jahre-Doubletten Michelle und George einfach nur gleich gut aussehen - und das ist nicht genug.

Martin Schwickert