TAGE DES ZORNS

Innere Kämpfe

Widerstandskämpfer gegen die Nazis in Dänemark fühlen sich mißbraucht

Wer gegen die Bösen kämpft, tut nicht immer nur Gutes. Fast ein ganzes Menschenleben lang hat es gedauert, bis diese einfache Wahrheit auch auf die verschiedenen Widerstandsbewegungen gegen den deutschen Nationalsozialismus angewendet wurde. Auch in Dänemark herrschte über Jahrzehnte hinweg ein geschöntes Bild von den Helden, die sich während des Zweiten Weltkrieges gegen die deutschen Besatzer militant zur Wehr setzten.

Über sechzig Jahre nach Kriegsende rollt nun Ole Christian Madsens Tage des Zorns die Historie noch einmal auf und zeichnet ein sehr differenziertes und keineswegs immer vorteilhaftes Bild des dänischen Widerstandes.

Da direkte Angriffe auf die deutschen Besatzer massive Vergeltungsaktionen an der Bevölkerung zur Folge hätten, beschränkt sich die Organisation auf Sabotage und die Liquidierung dänischer Kollaborateure. Im langen Trenchcoat und mit wehendem roten Haar zieht Flame (Thure Lindhardt) und mit seinem Freund Citron (Mads Mikkelsen) durch das Kopenhagen des Jahres 1944, klopft an der Tür, fragt nach dem Namen und schießt den Verrätern direkt in den Kopf.

Das kaltblütige Treiben für die gute Sache findet ein Ende, als die beiden den Verdacht schöpfen, dass ihr Auftraggeber Winther (Peter Mygind) sie für seine eigenen Interessen morden lässt. Zudem verliebt sich Flame in die undurchsichtige Geheimagentin Ketty (Stine Stengade), die von Winther ebenfalls der Kollaboration bezichtigt wird.

Da die Fronten in den eigenen Reihen immer unüberschaubarer werden, planen die beiden Untergrundkämpfer auf eigene Faust ein Attentat auf den lokalen Gestapo-Chef Hoffmann (Christian Berkel), das für die Organisation fatale Folgen haben könnte.

Madsen inszeniert sein Weltkriegsdrama als düsteren Film Noir und behält den Fokus auf die moralischen Widersprüche im Lager des dänischen Widerstandes. Die deutschen Besatzer werden nur aus den Augenwinkel betrachtet, ohne abgetragene Feindbildklischees zu bedienen.

Mit einer verschachtelten Erzählweise und zwei brillanten Hauptdarstellern entwirft Madsen einen sehr differenzierten Spionagethriller, der vor der historischen Kulisse von Besatzung und Weltkrieg ohne einfache Schuldzuweisungen grundlegende Frage diskutiert, ob es ein richtiges Leben im falschen geben kann.

Martin Schwickert

Flammen og Citronen Dän/D 2008 R: Ole Christian Madsen B: Lars K. Andersen, Ole Christian Madsen K: Jörgen Johansson D: Mads Mikkelsen, Thure Lindhardt, Stine Stengade


Das Interview zum Film