Take This Waltz

Nette Leute

Eine freundliche Komödie über Sehnsucht und Erfüllung

Auf dem Heimflug nach Toronto lernt Margot (Michelle Williams) Daniel (Luke Kirby) kennen. Beide sind sich auf Anhieb mehr als sympathisch. Wie sie herausfinden, wohnen sie nicht nur in der gleichen Stadt, sondern sogar in der gleichen Straße. Das könnte der Beginn eines wundervollen Sommers der Liebe sein. Könnte, denn Margot ist mit Lou (Seth Rogen), einem Kochbuchautor und Spezialisten für Hühnergerichte aller Art, verheiratet. Und das eigentlich recht glücklich, auch wenn das Zusammenleben nicht mehr so spannend und voller Überraschungen ist, wie zu Anfang. Immer wieder fragt Margot sich nun, ob "recht glücklich" das Beste ist, was sie im Leben erreichen kann.

Daniel, der als Rikschafahrer sein Geld verdient und in seiner Freizeit malt, hat in Margot die Sehnsucht nach Mehr, nach etwas Neuem geweckt. Schon bald verabreden sich Margot und Daniel zu kleinen Fluchten aus dem Alltag. Das vertieft ihre Beziehung, löst aber Margots Problem nicht.

Sarah Polley ist nicht nur eine wunderbare Schauspielerin, sie ist auch eine ziemlich gute Regisseurin, wovon ihr zweiter Spielfilm Take This Waltz zeugt, der keine Romanze im herkömmlichen Sinne ist. Vielmehr ist der Film eine subtile und tiefsinnige Auseinandersetzung über Erwartungen. Die Ehe mit Lou ist von solider Gemütlichkeit und gibt der leicht unsicheren Margot halt. Daniel hingegen bietet Neues, Leidenschaft und Romantik. Polley gibt keiner Variante den Vorzug. Beiden Möglichkeiten wohnt das exakt gleiche Potenzial inne, glücklich oder unglücklich zu sein.

Eine weitere Stärke des Films ist seine Leichtigkeit. Polley gelingt es, Drama und Komödie in Einklang zu bringen und dabei Sentimentalität und Albernheit zu vermeiden. Die Dialoge sind pointiert, humorvoll und glaubwürdig.

Wie jener zwischen den Generationen, der sich in der Damendusche eines Schwimmbades abspielt:Eine Freundin von Margot meint: "New things are shiny." Eine ältere Dame entgegnet: "New things get old." Wohltuend sind die differenziert gezeichneten Charaktere, die durch die Bank sympathisch und vor allem lebensnah sind. Leicht hätte etwa Lou als öder Tölpel dargestellt werden können. Hier ist er ein gemütlicher Kerl, mit dem man gerne mal ein Bier trinken würde.

Polley vertraut natürlich nicht nur der Kraft der Worte sondern auch auf die von Bildern. Da sie mit Luc Montpellier einen mehr als fähigen Kamermann hatte, enthält Take This Waltz viele schöne Einstellungen. Da bemerkt man kaum, dass fast zwei Stunden für das Thema doch etwas viel sind.

Olaf Kieser

CAN / SP / J 2011 R & B: Sarah Polley K: Luc Montpellier D: Michelle Williams, Seth Rogen, Luke Kirby, Sarah Silvermann, Jennifer Podemski