TEENAGE ANGST

Brutale Elite

Gelangweilte Internatsschüler lassen die Sau raus

Aus der Großstadt von ihren Eltern auf ein Eliteinternat im tiefsten Sachsen abgeschoben, sollen Stürmer, Dyrbusch, Bogatsch und von Leibnitz auf ihre zukünftigen Aufgaben als Schwerstverdiener von morgen vorbereitet werden.

Stattdessen langweilen sie sich zu Tode, und das wollen sie ändern. Sie treffen sich an einem geheimen Ort, um "einen Schritt weiter zu gehen". Genauer heißt das: Wodka saufen, Crystal ziehen, fast eine Frau vergewaltigen und merkwürdige Rollenspiele spielen. Schnell kristallisiert sich von Leibnitz als der Prügelknabe der Gruppe heraus und wird von Dyrbusch und Bogatsch auf perverseste Weise gedemütigt und gequält. Von Leibnitz ist nicht in der Lage, sich selbst aus seiner Situation zu befreien, und Stürmer steht eher hilflos daneben. Als er sich aber entschließt, dem etwas weltfremd scheinenden Vertrauenslehrer alles zu erzählen, lässt dieser Stürmer nicht einmal zu ende sprechen und hört nur was er hören will: alles ist in Ordnung. Doch das dem nicht so ist, soll er bald am eigenen Leib erfahren.

Indem Regisseur Thomas Stuber ein Eliteinternat als Ort des Geschehens wählte, kann die dargestellte Gewalt nicht durch Unterprivilegiertheit, Armut, schlechte Erziehung oder wenig Bildung entschuldigt werden. Er macht auf etwas Herkunftsunabhängiges aufmerksam: Gewalt, die von einer Gruppe auf eine schwache Einzelperson ausgeübt wird und die anmaßende Vorstellung, Macht über jemanden zu haben und Befriedigung daraus zu ziehen, diese Person bis zum Äußersten zu demütigen.

Es ist Stuber zwar gut gelungen auf diese Problematik aufmerksam zu machen, mehr aber nicht. Einfach mal daran zu erinnern, dass es Gewaltprobleme unter Jugendlichen gibt, reicht nicht für einen guten Film. Auch die Charaktere sind schwer zugänglich, da nicht viel Persönliches sondern eher Oberflächliches von ihnen preisgegeben wird.

Janne Hiller

D 2008. R: Thomas Stuber B: Holger Jaeckle K: Peter Matjasko D: Franz Dinda, Niklas Kohrt, Michael Ginsburg, Janusz Kocaj, Stephanie Schönfeld, Michael Schweighöfer