DER LETZTE TEMPELRITTER

Hau den Dämon

Die Hexe & die Hängebrücke - Nicolas Cage graust es vor gar nix mehr

Der Titel ist schon jetzt der falscheste des Jahres: Weder geht es um einen Tempelritter, noch gar um den letzten. Sondern eher um Hokuspokus, Pest und Tollerei.

Der Vorspann macht es schnell klar: Es gibt Hexen im Mittelalter. Es sieht zwar nicht sehr christlich aus, arge Damen in den Fluss zu schmeißen, aber manche von denen haben eben spitze Finger, scharfe Zungen und des Teufels Adresse. Huh, finstere Zeiten.

Ungefähr drei Kreuzzüge später führen Nicolas Cage und Ron Perlman beim kirchlich angesagten Heidenabschlachten im Morgenland das knackige Bonmot beim Blutbad ein. Trompetet etwa ein Ober-Ritter herum, alle Feinde Gottes müssten jetzt sterben, grunzt Ron bloß mitten im Schlag, "Ach, seine Freunde haben's auch nicht leicht." Trotzdem zwackt die beiden Haudegen das Gewissen wegen zu vieler gottgefallener Frauen und Kinder. Sie werden fahnenflüchtig, landen an der Küste Österreichs und streifen verwirrt durch das von der Pest entvölkerte Land. Wir sind ganz offenbar auf legendärem Boden, ohne viel Rückhalt in der Wirklichkeit.

Schließlich engagiert sie ein von Ridley Scotts Kingdom of Heaven abgeschriebener pestkranker Würdenträger für einen Trek. Sie sollen eine Hexe aus dem Bergdorf-Gefängnis in ein fernes Kloster eskortieren, wo ein Mönchsgericht sie für das Einschleppen der Pest verurteilen wird und einen Zauber zur Beendigung aller Plagen sprechen soll. Man ahnt schon: Pustekuchen.

Der lange Transport bietet Gelegenheit, sich schwierige Gedanken über "Kämpfen für Gott" und "Töten für die Kirche" zu machen, oder darüber, wieso der kriegsmüde Django - uups, falscher Film - Ritter Behmen ausgerechnet von Mönchen einen fairen Prozess erwartet. Das Drehbuch darf auch ein bisschen spannend so tun, als wäre die schöne Gefangene im mitgeführten Eisenkäfig natürlich nur ein Opfer übler Nachrede und papistischer Paranoia. Die Kirche habe um ein Vielfaches mehr Menschen umgebracht, als alle Hexen zusammen, sagt sie, und man muss für jeden Film dankbar sein, der das immerhin erwähnt.

Dafür verhumpelt er, scheinbar aus technischen Gründen beim Dreh in Ungarn und Österreich, seinen Höhepunkt: Der Gefangenentransport muss über eine brüchige Hängebrücke. Die miteinander zerstrittenen Guten zerren den schweren Käfig über die knarzenden Balken, damit die Hexe bloß nicht in den Tod stürzt - die scheint zugleich ihre Peiniger zu retten, damit die sie zu ihrer Verbrennung geleiten.

Hier könnten sich Moral-Fronten verschieben, hier sollten wohl Zweifel gesät und Gewissheiten ins Schwanken gebracht werden. Hier sieht man an der Transportbox sozusagen die Last der Vorurteile physikalisch wirken.

Danach kommt nur noch ein länglicher Dämonen-Shoot Out im Kloster-Alamo. Die Hexe ist doch gar keine, der Teufel hat das Drehbuch geschrieben, die Helden gehen aufrecht unter, und der netteste Mönch liegt stöhnend im Schützengraben und ruft verzweifelt "Wir brauchen mehr Weihwasser." Als ob das hülfe.

Wing

Season of the Witch. USA 2010. R: Dominic Sena B: Bragi F. Schut K: Amir M. Mokri D: Nicolas Cage, Ron Perlman, Claire Foy