THE TERMINAL


Öffentliches Wohnen

Tom Hanks darf nicht raus

Ab und zu backt Steven Spielberg auch einmal kleine Brötchen. Oft sind das die besseren Filme, weil sie unangestrengter inszeniert sind und weniger moralisches Credo mit sich herumtragen müssen. The Terminal ist ein solcher Spielberg-Light. Dabei bietet die Story genug Stoff für ein bierernstes politisches Trauerspiel.
Als Viktor (Tom Hanks) zu Hause ins Flugzeug steigt, ist er noch stolzer Bürger der ehemaligen Sowjetrepublik Krakosien. Als er auf dem New Yorker John F. Kennedy Airport landet, ist sein Heimatland durch einen Putsch von der politischen Landkarte verschwunden. Der Reisepass wird eingezogen und Viktor darf die Transit-Lounge des Terminals nicht verlassen. Wie Alice im Wunderland schleicht der Staatenlose durch die abgeriegelte Duty-Free-Shopping-Meile.
Dass ausgerechnet Tom Hanks, seit Forrest Gump der Inbegriff des All-American-Guy, den ehemaligen Sowjetbürger mimen darf, ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Radebrechend entwickelt Viktor seine eigenen Überlebenstechniken im Transitbereich und wird zum angesehenen Mitglied der Airport-Community aus Fast-Food-Verkäufern, Putzkolonnen und Gepäckfahrern. Nur dem Sicherheitschef Frank Dixon (einfach klasse: Stanley Tucci) ist der Gutmensch ein Dorn im Auge.
Eigentlich beruht die Geschichte auf einem echten Fall. Seit über 15 Jahren lebt ein iranischer Flüchtling aufgrund ungeklärter Passangelegenheiten im Transitbereich des Pariser Flughafens - eine eher tragische Existenz, die den Bezug zur Realität verloren hat.
Im Gegensatz dazu bleibt Tom Hanks als Viktor bis zum Schluss ein unkorrumpierbarer Gutmensch, dem es sogar gelingt, der kalten Konsumwelt in der Duty-Free-Zone ein wenig menschelnde Wärme einzuhauchen.
Wenn man weiß, welche Schicksale im Transitbereich verhandelt werden, wirkt Spielbergs Flughafen-Märchen doch ein wenig harmlos. Dass es der Story zwar nicht an Originalität, dafür deutlich an Substanz fehlt, merkt man während der hoffnungslos überdimensionierten 129 Kinominuten mehrmals.

Martin Schwickert
USA 2004 R: Steven Spielberg B: Sacha Gervasi, Jeff Nathanson, Andrew Niccol K: Janusz Kaminski D: Tom Hanks, Catherine Zeta-Jones, Stanley Tucci