THOR - EIN HAMMERMÄSSIGES ABENTEUER

Giganten-Hau

Der erste Animationsfilm aus Island: Jugendsünden eines Schlagetots

Den nordischen Gott Thor kennt heute jedes Kind. Blond, stark und immer mit dem Hammer drauf, hat er sich in Comics und Realfilmen, zuletzt bei Marvels Avengers, einen eher tumben Ruf erworben. Jetzt führt uns der erste animierte und gleich in 3D produzierte Film aus Island zurück in die Jugend des späteren Helden.

Thor lebt, rothaarig, bei seiner dicken Mutter irgendwo hinterm Wald, hadert mit seinem Job als Schmied und findet es irgendwie unfair, dass sein Vater Odin, Chef des Götterhimmels, nie von sich hören lässt. Eines Tages fällt ein goldener Hammer vom Himmel. Der ist zwar die mächtigste Waffe der Welt, aber auch ein ziemlich freches Schandmaul. Und eigentlich wollte ihn ein geschäftstüchtiger Zwerg an den Göttervater verkaufen, der Probleme mit den gigantischen Eisriesen hat. Odin konnte mit dem Haudrauf aber nicht umgehen, warf ihn weg, und jetzt hat Thor das Ding. Und ist anfangs auch zu tollpatschig für die Macht. Auftritt Hel, Göttin der Unterwelt, Chefin der Eisriesen und eine weitere der früheren Geliebten von Odin. "Ich war schön, sie war jung."

Viel zu selten heben solche Oneliner das weitgehend kindgerechte Abenteuer wenigstens in die Nähe von sagen wir mal Disneys Hercules. Im Charakter-Design haben sich die Animateure dafür ausführlich bei den Disneys bedient. In der Charakterentwicklung hängen sie aber noch Meilen zurück. Das ist schlimmer als die nur leicht antiquierte Animation und die ziemlich überflüssigen 3D-Effekte. Dramaturgisch arg ruckelnd lernt Jung-Thor, den Hammer zu schwingen und gewinnt schließlich den Kampf gegen die Eisriesen. Das ist wenig überraschend. Aber hätte nicht wenigstens Thors Mutter eine Szene mit ihrem Ex verdient? Zumal einige Dialogzeilen sogar andeuten, dass der menschliche Faktor magischer sei als alles Zauberwerk aus Asgard und Walhalla?

Für schlichte Gemüter ist es trotzdem ein Spaß. Und dazu können kinderbegleitende Eltern lernen, dass die Edda, die knapp 800 Jahr alte isländische Sagensammlung, viele interessante Themen enthält. Etwa das ganz undisneyhafte Duell des jungen, kräftigen Thor mit eine hutzeligen Oma am Rollator. Das Alter siegt. Vorübergehend, denn es ist ja nur ein Film.

Wing

Hetjur Valhallar - Ţór. Is/Ir 2011. R: Óskar Jónasson, Gunnar Karlsson, Toby Genkel B: Friorik Erlingsson, Mark B. Hodkinson, Mick Casale