Die Abenteuer von Tim und Struppi

Vintage Adventure


Das Interview zum Film

Steven Spielberg hat für Hergés Helden eine neue Welt geschaffen

Vom Boom der Comic-Verfilmungen hat sich Steven Spielberg als Regisseur und Produzent bisher fern gehalten. Superhelden sind seine Sache nie gewesen. Jetzt hat er mit Hergés Tim und Struppi einen Klassiker der Comic-Geschichte verfilmt, der sich seit 1929 über Generationen hinweg eine breite Fanbasis aufgebaut hat. Im Vergleich zu seinen amerikanischen Kollegen war Tim immer ein ganz normaler, jungenhafter, fast schon naiver Held, der seine Abenteuer durch Mut und Verstand bestanden hat.

Spielberg hat den Comic mit modernster Filmtechnik adaptiert. Die abenteuerliche Reise, die vom Festland über die Weltmeere bis in die marokkanische Wüste führt, wird im sogenannten Motion-Capture-Verfahren erzählt, bei dem Schauspieler wie Jamie Bell und Daniel Craig den Figuren Stimme, Mimik und Bewegung verleihen, die in den Computer eingespeist und mit den digital entworfenen Comicwesen zusammengerechnet werden.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist das visuelle Ergebnis zunächst, weil die animierten Figuren zwischen menschlichem Antlitz und Comic-Verfremdung etwas surreal anmuten. Aber gerade diese zwischenweltartige Ästhetik verleiht Spielbergs Die Abenteuer von Tim und Struppi ihren eigenen visuellen Charme. In einer scheinbar zeitlosen Welt angesiedelt, wo es keine Handys, Computer oder moderne Autos gibt, bleibt der Film in seiner Farbgebung sehr nahe an den Comicvorlagen.

Die Geschichte, die sich um versunkene Schiffe und einen Piratenschatz rankt, wurde aus drei Hergé-Bänden zusammengesetzt und verbindet Elemente der klassischen Detektivgeschichte mit Slapstick und spektakulären Digitalgemälden von Seeschlachten und arabischen Palaststädten.

Dabei unterscheidet sich Spielbergs konzentrierte Art des Geschichtenerzählens wohltuend vom hektischen Action-Gehopse, das in den meisten Comicverfilmungen veranstaltet wird. Vor allem aber überzeugt der Film durch seine visuelle Gestaltung, die zwischen der Verneigung vor dem stilvollen Original und den Ansprüchen des modernen Unterhaltungskinos einen eigenen kreativen Weg findet.

Martin Schwickert

The Adventures of Tintin USA 2011 R: Steven Spielberg B: Steven Moffat, Edgar Wright, Joe Cornish K: Janusz Kaminski D: Jamie Bell, Andy Serkis, Daniel Craig