»TIN CUP«

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Kevin Costners Comeback in gestreiften Schuhen

Der Star steht seiner Rolle hier doch sehr im Wege. Oder nimmt irgendwer dem Wolfstänzer, Oswald-Verfolger und schönsten Robin Hood seit Sean Connery ein bierfleckiges Unterhemd und Junk Food zwischen den Zähnen ab?
Aber das macht fast gar nichts, weil die Rolle eben von einem handelt, der sich selbst im Weg steht. "Tin Cup" (er heißt seit Schulsporttagen so, weil "Geschlechtsteilschutz" für riskant agierende Balljungen doch zu komisch klänge) Tin Cup also war mal Golf-Profi und verschlug seine große Chance auf Geld und Ehre, weil er zwei Schläge vom Einlochen entfernt alles daran setzte, es mit einem zu schaffen. Das ging solange schief, bis er versoffen irgendwo in Texas endete, mit einer schäbigen Miet-Driving Range für Touristen, auf der die einzige Herausforderung ist, an den dort freilaufenden Gürteltieren vorbeizuputten.
Dann kommt Rene Russo, die schon Clint Eastwood wirksam den Profi-Kopf verdrehte, und will Golfen lernen. Damit sie einen guten Schlag bei ihrem Freund hat (Don Johnson, der im Leben noch etwas besser Golf spielt als hier im Film einen Green-Schnösel). Kevin verguckt sich in die kantige Lady - und es folgen ein paar lustige Szenen. Der eine powert seine unlauteren Absichten per Golfsprache zur Beziehungs-Metaphysik hoch - die andere kontert mit Psychotherapeuthen-Jargon aus dem Fernkurs. Das macht Spaß, auch wenn es den Film ganz gegen jede Drehbuchseminar-Weisheit nicht richtig weiterbringt.
Der sport-versessene Regisseur Ron Shelton kennt Costner seit Annies Männer (Baseball), sein Meisterwerk ist der frühe Rocket Man mit Robin Williams und Kurt Russel (Football), sein größter Erfolg war Weisse Jungs bringen's nicht (Basektball) - und immer nutzte Shelton die ballige Umgebung für komisch abgefälschte Männer-Phantasie-Stücke. So auch hier. Mit Cheech Marin als Trainer und Schläger-Taschenträger hat Kevin hübsche Dispute über den richtigen Knüppel für den Putt - mit Don Johnson spielt Costner den Schwanzvergleich beinahe wörtlich zu seinen Gunsten aus - und natürlich kriegt der Blechmann die Dosenfrau - wiewohl wunderbar zurückhaltend jugendherbergsromantisch inszeniert.
Denn der Versager aus übergroßer Risikofreude gewinnt das Herz der Danme und des Publikums, weil er sich für das schwerste Golf-Turnier der Welt qualifiziert. Und weil er herrlich verlegen auf der Therapie-Liege der Seelen-Klempnerin herumrutscht: "Soll ich meine geheime Geliebte zum Essen einladen?". "Ja." "Gehen Sie mit mir essen?" Huch.
Das Handicap des Films ist seine Folie: erwachsene, meist ein bißchen übergewichtige Männer, die winzige Bälle mit dünnen Prügeln ins feuchte Unterholz verhauen - da würden echte Psychologinnen doch nur das Handtuch werfen. Und das Handicap der Rezension ist, daß der Filmverleih darauf besteht, daß wir den Ausgang des finalen Schlagabtausches nicht verraten.
Egal - und abgesehen von der Unglaubwürdigkeit: das Shoot-Out findet statt zwischen Siegern, die auf Sicherheit spielen, und dem Gewinner, der jetzt endlich nur noch immer dann alles auf eine Karte setzt, wenn es wirklich wichtig ist.
Für Kevin Costner war dieser Film wichtig, weil er nach dem megalomanen Waterworld -Flop einen down-to-earth Erfolg brauchte. Und den hat er, weil/obwohl er im Film den scheinbaren Hauptkampf verliert. Und weil der triumphale Unterlegene am besten grinst, wenn er eine Frau über sich hat.

WING