TÖDLICHES KOMMANDO

Einfach nur Krieg

Kathryn Bigelow vermeidet Klischees und Sentimentalität beim Blick auf den Irak

In Tödliches Kommando wagt Kathryn Bigelow einen konsequent ideologiefreien Blick auf den Krieg im Irak. Keine patriotischen Posen. Keine liberalen Distanzierungsversuche. Keine moralischen Wertungen. Der Krieg, so wie er tagtäglich im Irak stattfindet, ist hier ein Faktum, das nicht hinterfragt wird. Bigelow zeigt ihn allein aus der Perspektive von drei amerikanischen Soldaten, die ihren Dienst in einem Bombenräumkommando verrichten.

Als Sergeant William James (Jeremy Renner) den im Einsatz getöteten Leiter des Teams ersetzt, entspricht der gelernte Bombenentschärfer allen Klischees des soldatischen Draufgängers. Schon beim ersten Einsatz geht er selbst im dick gepolsterten Schutzanzug zur Fundstelle, anstatt durch einen Roboter die Lage zu sondieren.

Die drei Soldaten, die jeden Tag in die Straßen von Baghdad ausziehen, um die zahllosen Sprengsätze irakischer Attentäter unschädlich zu machen, bilden ein äußerst ungleiches Beziehungsdreieck. James wird von einem Vorgesetzten als "Wild One" gelobt, während Sanborn (Anthony Mackie) mit hoher Selbstdisziplin das eigene Überleben in den verbleibenden 36 Tagen seines Militärdienstes sichern will. Der jüngere, unerfahrenere Eldridge (Brian Geraghty) hingegen blickt dem Tod jeden Tag tiefer in die Augen. Immer weiter reizt James die Risikobereitschaft des Trios aus, als die drei in der Wüste in einen Hinterhalt geraten, wird die Teamfähigkeit auf eine harte Probe gestellt.

Die Qualität dieses außergewöhnlichen Kriegsfilms liegt in der Detailgenauigkeit, mit der sich Bigelow dem kriegerischen Alltag im Irak widmet. Dort, wo sich in anderen Genrefilmen ein Scharmützel an das andere reiht, entschleunigt Bigelow das Geschehen.

Kein Schuss, keine Explosion ist hier bloßer Effekt, und der eigentliche Horror des Kriegs findet eher in den stillen Szenen statt, etwa wenn das Kommando bei der Durchsuchung einer Bombenwerkstatt die Leiche eines Jungen findet, in die ein Sprengsatz eingenäht wurde.

Souverän wischt Bigelow alle Klischees beiseite, mit denen Soldaten üblicherweise entweder als übermenschliche Helden oder als durchgeknallte Tötungsmaschinen gezeichnet werden.

Martin Schwickert

The Hurt Locker USA 2008 R: Kathryn Bigelow B: Mark Boal D: Jeremy Renner, Anthony Mackie, Brian Geraghty