To The Wonder

Falsche Hektik

Terrence Malick wackelt für die Kunst

Vom angenehm unverschnörkelt erzählten Kriegsfilm Thin Red Line (1998) hin zum etwas verschwiemelten The Tree Of Life (2011)war es schon ein weiter Weg. Jetzt ist Terrence Malick, der Mann, der in vier Jahrzehnten bisher vier Filme gedreht hatte, plötzlich ebenso fleißig wie kunstwillig. Nach diesem hier sind schon zwei weitere Filme in der Produktion.

Dass unheilige Hast nicht immer gut tut, ist dem Film vielfach anzumerken. Zwölf lange Minuten lang lässt Malick sein verliebtes Paar Ben Affleck / Olga Kurylenko duchs Bild hüpfen, sich gegenseitig neckisch durchs Haar fahren und sich überhaupt derart albern verliebt benehmen, wie es sonst nur in schlechten französischen Liebeskomödien vorkommt. Aber Malick, der Kamera und Schnitt leider genau so herumwackeln lässt wie seine Schauspieler, hat mehr im Sinn als nur Tanderadei und lässt deshalb aus dem Off Satzfragmente herabplumpsen wie "Ich in dir" - "Auch Liebe" - gewichtiges Zeug halt, mit dem zuletzt nervende Tiefdenker wie Jean Luc Godard oder Antonioni das Publikum erschreckten.

Nach genannten zwölf Minuten entwickelt sich wenigstens so etwas wie eine Biografie der Figuren. Olga kommt aus Russland über Frankreich nach Oklahoma, Ben hat sie in Paris aufgelesen und mit in die USA gebracht. Weil offenkundig niemand Ben Affleck erzählt hat, was er da eigentlich spielt, guckt er vorwiegend grimmig und orientierungslos, ein Zustand, der sich bald auch beim Zuschauer einstellt, der nicht so genau weiß: Bekommt er hier Eurythmie-Übungen mit Kunstzuschlag? Arbeitet Affleck wirklich als Umweltingenieur oder tut er nur so? Warum ist Olga Kurylenko immer traurig? Und kann mal bitte jemand das nervige Kind aus dem Bild nehmen!? To The Wonder möchte ganz viel andeuten, etwa eine Glaubens- und Vertrauenskrise, zu deren Kontrastierung auch noch Javier Bardem als kriselnder Pfaffe auftaucht. Aber mehr als künstlerisch wertvoll langweilig wird das zu keinem Zeitpunkt. Terrence Malick sollte definitiv wieder zehn Jahre zwischen seinen Filmen vergehen lassen. Diese Hektik tut ihm und uns nicht gut.

Thomas Friedrich

USA 2012 R & B: Terrence Malick K: Jörg Widmer D: Ben Affleck, Olga Kurylenko, Rachel McAdams, Javier Bardem