»TWENTYFOURSEVEN«

Alles ist machbar

Bob Hoskins läßt Kids boxen

Wenn in der Anfangssequenz von TwentyFourSeven der junge Tim auf einen verlassenen, schäbigen Holzwohnwagen zusteuert, ist in dem dort gestrandeten, verwahrlosten Mann namens Alan Darcy nur mühsam Bob Hoskins erkennen. Wenn dann wenig später ein äußerst agiler Hoskins durch die Straßen einer englischen Industriestadt streift, läßt sich erahnen, welche enorme Wandlung er in Shane Meadows Langfilmdebüt vollziehen wird.
Der Regisseur erzählt in präzise gefilmten Schwarzweißbildern das tragische Schicksal des sozial engagierten Alan Darcy und einer Schar Jugendlicher, die sich in der Major-Ära endgültig ihrer Zukunft beraubt sehen. Das Herumhängen und das Ausleben unterdrückter Wut bestimmen den Alltag der Jungs, doch haben sie ihre Rechnung ohne Darcy gemacht, der dieses Trauerspiel nicht länger mitansehen will. Er gründet einen Box-Club und bringt die Clique wieder auf Vordermann. Darcy gelingt es, den Spaß, den Kampfgeist und den Gemeinschaftssinn alter Tage neu zu entfachen und zudem Disziplin und Selbstbeherrschung zu etablieren, selbst wenn er selbst beide am Ende aufgibt.
Anders als beispielsweise in Jim Sheridans Nordirland-Drama The Boxer , wo die blutigen Rivalitäten zwischen Katholiken und Protestanten statt mit Waffen im fairen Kampf mit Boxhandschuhen ausgetragen werden und die politische Lage eine dominierende Stellung einnimmt, läßt Shane Meadows die ohnehin klaren sozialen Verhältnisse nur eine Nebenrolle spielen. Er konzentriert sich auf die Veränderungen, die seine Charaktere durchleben und rückt den Sportsgeist deutlich in den Vordergrund. Mit selten so ideal eingesetzten Montagen und einer die Stimmungen gut erfassenden Musikauswahl ist ihm ein Film gelungen, in dem das Mögliche erreichbar scheint und nicht von dem Unerreichbaren überlagert wird.

Dirk Steinkühler