TWISTED

Killer-Schablone
Ashley Judd mag ihre Männer hart. Und tot

Philip Kaufman ist seit Jahrzehnten ein Mann ohne Eigenschaften. Er schrieb in den 70ern Der Texaner (dessen Regie ihm Clint Eastwood abnahm), er remakte Die Invasion der Körperfresser, er schrieb und inszenierte das Astronauten-Helden-Epos The Right Stuff in den 80ern, er wurde mit der Unerträglichen Leichtigkeit des Seins für Eleganz berühmt, und nun verschwindet er völlig hinter einem Stoff, aus dem durchaus Blue Steel 2 hätte werden können.
Eine Frau, Sarah Thorpe, schrieb die Story über die toughe Polizistin Jessica Shepard, die sich vom Streifendienst zum Morddezernat hocharbeitet. Machistische Kollegen halten sie nicht auf. Dass sie geschnappten Übeltätern mal die Nase bricht, lässt der Polizeipsychologe ihr durchgehen, und dass sie sich jede Nacht um den Verstand säuft, verstehen wir (und ihr Mentor Sam Jackson) widerwillig. Sie hatte ja eine schwere Kindheit. Ihr Vater war damals Cop und hat in einer schwachen Stunde ihre Mutter und sich selbst umgebracht.
Nun aber tauchen plötzlich Leichen auf, mit denen Jessica kurz vorher ein One Night Stand hatte. So bestraft Hollywood starke Frauen. Sie haben ein Aggressionsproblem und ermitteln im Grunde gegen sich selbst.
Wer es wirklich war, ist allerdings jedem, der Ohren für Soundeffekte hat, von Anfang an klar. Schon das ruiniert jede Tiefe. Mögliche Verdächtige treten trotzdem im Rudel auf. Ihr Ex-Freund? Ihr neuer Verehrer (der dickliche Andy Garcia)? Oder doch sie selbst?
Ordentlich aber lustlos hakelt sich Kaufman durch den Plot. An dessen Ende muss der Böse sogar länglich alle losen Enden zusammen-erklären, und eine unterwegs verloren gegangene Figur die Heldin raus hauen. Schade.
Ashley Judd, die ihre viel teureren Kollegen Jackson und Garcia glatt von der Leinwand fegt, ist wohl zu stark für den US-Film-Betrieb. Und saufende und rauchende Frauen müssen immer noch gerettet werden. Traurig.

WING
USA 2003. R: Philip Kaufman, B: Sarah Thorp, K: Peter Deming, D: Ashley Judd, Samuel L. Jackson, Andy Garcia, Camryn Manheim