ULTRANOVA

Kopf-Stand
Absurdes aus Belgien

Belgien mag nicht die Hölle auf Erden sein, wenn man Bouli Lanners Film Ultranova glaubt, kann man sie von dort aus zumindest sehen. Hier, inmitten der desolaten, urbanen Industriestadt Liege, lebt Dimitri (Vincent Lecuyer), ein einsamer Sonderling, der sich in einem frühen David-Lynch-Film sicherlich zu Hause fühlen würde. Zusammen mit seinen Kollegen versucht er tagein tagaus Billighäuser in dieser Industriewüstenei an den Mann zu bringen. Ansonsten besteht sein Leben aus wenig mehr als einem wortlosen Dahinvegetieren. Als er Cathy (Helene De Reymaeker), eine junge Fabrikarbeiterin, kennen lernt, scheint ein kleiner Sonnenstrahl in Dimitris dröge Welt einzudringen.
Regisseur Bouli Lanners hat seine als Landschaftsmaler erworbenen Erfahrungen sichtlich dazu genutzt, seinem Film einen besonderen Look zu geben, der die desolate Natur von Liege überhöht, sie aber durch kleine Akzente - wie das Titelmotiv des Films, ein auf dem Kopf liegendes Auto - wieder bricht.
Mit trockenem Humor führt er uns durch allerhand Absonderheiten, etwa den Schwangerschaftsfetischismus eines der Makler oder der Verbindung zwischen Airbags und einer höherem Macht. Letzten Endes gelingt es nicht, diese amüsanten Momente zu einem Ganzen zu verbinden.
Programmkinogänger und Freunde des europäischen Kunstkinos mögen die Abwesenheit eines stringenten Plots und eines befriedigenden Endes zwar durchaus verkraften; wer aber auch nur ein Mindestmaß erzählerischen Könnens erwartet, wird das Kino verwirrt und verärgert wieder verlassen.

Karsten Kastelan
Bel. 2005 R: Bouli Lanners. B Bouli Lanners. K: Jean-Paul de Zaetijd. D: Vincent Lecuyer, Hélène De Reymaeker, Michaël Abiteboul, Vincent Belorge. Bundesstart: 5.1.06