Und dann der Regen

Nachfahren

Ein Film über Columbus führt mitten in die Gegenwart

Sebastian will in Kolumbien einen Film über Christoph Columbus drehen. Über die Ausbeutung der Indios. Und damit das alles recht authentisch wirkt, soll natürlich mit Indios gedreht werden. Weshalb weiße Abkömmlinge der Spanier in Sebastians Film die Nachkommen der Indios erneut verbrennen werden, wegen Gold und weil Gott es will.

Allerdings lernt die Filmcrew schon beim Casting, dass die Indios keineswegs demütig erfreut darauf warten, dass ihre Geschichte erzählt wird. Es gibt Reibereien zwischen der Crew und den Indio-Statisten. Und als ein Teil der Darsteller sich an einer Demonstration beteiligt, in der es um die Privatisierung des Trinkwassers geht, bittet der Produzent seinen Indio-Hauptdarsteller, sich daran nicht zu beteiligen, sowas könne das Filmprojekt gefährden.

Derart heimtückisch gutmenschelnd geht es in Icíar Bollaíns Film zu, der die Folgen des Kolonialismus im Alltag zeigt. Den fröhlich-arglosen Künstlern kommt lange Zeit gar nicht in den Sinn, dass es etwas Wichtigeres geben könnte als ihre aufklärerische Kunst.

Tatsächlich scheint der Film im Film eine kritische, ehrliche Abrechnung mit den Verbrechen der Spanier zu werden. Immer wieder sehen wir fertig geschnittene Szenen der Dreharbeiten, die uns neugierig machen auf ein Werk, das es nie geben wird.

In der Beobachtung der Dreharbeiten mit all ihren Streitereien erinnert Even the Rain ein bisschen an Truffauts "Amerikanische Nacht": Genüsslich werden Eitelkeiten und kleine Giftigkeiten unter Schauspielern und Team ausgebreitet. Der Regisseur, der seinen wunderbaren Film im Kopf hat, muss an allen Ecken retten und erklären, und als die Realität mit aller Gewalt in sein Filmprojekt einschlägt - weil die Demonstration der Indios zu einer brutalen Konfrontation mit dem Militär führt - ist er erst einmal beleidigt.

Wenigstens zwischen Kunst und Revolutionär kommt es am Ende zu einer leisen Versöhnung. Aber die Stadt sieht aus wie nach einem Krieg, es hat viele Verletze gegeben, und der Produzent steht am Schluss traurig in der Filmhalle und blickt auf das Schiffsmodell, das für den Film gebaut worden war.

Der Film ist gescheitert. Solange die Nachfahren der Opfer des Columbus um ihr Überleben kämpfen müssen, kann man keine Filme über sie drehen. Darüber einen klugen Film gedreht zu haben, ist keine geringe Leistung der Regisseurin Icíar Bollaín.

Thomas Friedrich

También la lluvia SP/Mex./F 2010 R: Icíar Bollaín B: Paul Laverty K: Alex Catalán D: Luis Tosar, Gael García Bernal, Juan Carlos Aduviri