UNDERDOGS

Mit Hund im Knast

Süße Welpen machen aus harten Knackis Kerle mit Herz

Puppies behind Bars" nennt sich ein Gefängnisprojekt in New York, in dem junge Welpen von ausgewählten Häftlingen zu Blindenhunden ausgebildet werden. Durch die verantwortungsintensive Beziehung zum anvertrauten Hund sollen die Knackis "aufgeweicht" werden und in emotionale Regionen vordringen, die ihnen in ihrem kriminellen Alltag bisher verborgen blieben.

Feine Sache, das - aber muss man darüber wirklich einen abendfüllenden Spielfilm drehen?

Regisseur Jan Hinrik Drevs - selbst ein bekennender Hundeliebhaber - war vom Thema derart fasziniert, dass er gleich zwei Filme daraus gemacht hat. Zunächst eine Dokumentation über das New Yorker Projekt, die 2001 in der Sendereihe Dogsworld der ARD ausgestrahlt wurde, und nun einen Kinofilm, der die Idee in den bundesdeutschen Gefängnisalltag implantiert.

Mosk (Thomas Sarbacher) ist einer der ganz harten Kerle in der Justizvollzugsanstalt. Ein respektierter Einzelgänger in der Knasthierarchie, an dessen kühlschrankgroßem Brustkorb alle Angriffe abprallen. Jeden Tag gibt er sich im Kraftraum die Kante und löffelt büchsenweise hineingeschmuggeltes Eiweißkonzentrat, um die gefängnisinternen Gewichthebemeisterschaften zu gewinnen.

Aber dann kommt die neue Gefängnisdirektorin (Clelia Sarto) mit ihrem seltsamen Pilotprojekt daher und Mosk passt genau ins Therapieprofil des ambitionierten Resozialisierungsverfahrens. Der tapsige Hundewelpe will nun so gar nicht in Mosks Trainingsplan passen. Während die anderen Teilnehmer sich mit Euphorie in die Hundeerziehung stürzen, wirft er das Viech, das sich nachts ins Bett kuscheln will, schon mal quer durch die Zelle. Erst als das Tier krank wird, entdeckt der hartherzige Eigenbrödler seine fürsorglichen Gefühle als Hundehalter.

Dass in jeder noch so verkrusteten Männerseele ein butterweicher Kern steckt, ist ein Klischee, dass schon zu oft beschworen wurde, um darauf einen ganzen Film aufbauen zu können. Dass in Underdogs einmal nicht eine gütige Frauenfigur als Herzschmelzer dient, sondern ein putziger Labrador-Welpe, ändert nur wenig an der Einfältigkeit des Konzepts. Auch die angedeutete Liebesgeschichte zwischen Mosk und der Gefängnisdirektorin, die nicht wirklich mit der Lovestory zwischen Mann und Hund konkurrieren kann, trägt wenig zur Glaubwürdigkeit bei.

Martin Schwickert

D 2007 R&B: Jan Hinrik Drevs K: Peter Przybylski D: Thomas Sarbacher, Clelia Sarto, Hark Bohm