UNZERTRENNLICH

Hüftsack

Die Farellys werden rührselig

Auch siamesische Zwillinge sind nur Amerikaner. Auf diese erhellende Weisheit lässt sich Unzertrennlich zusammenknüppeln, der neue Film der Farrelly Brothers, jenem infernalischen Klamauk-Duo, das uns einst hübsch gallige Streiche wie Alles über Mary oder Dumm und dümmer bescherte. Hier schlägt das berüchtigte Paar einen deutlich sentimentalen Ton an.
Bob (Matt Damon) und Walt Tenor (Greg Kinnear) sind an der Hüfte zusammengewachsene Zwillinge, die nach der Erfüllung im Leben (Walt) und nach der großen Liebe (Bob) suchen. Bis es soweit ist, joggen sie jeden Morgen in einem viel zu großen Sweat-Shirt, trinken abends ihr Bier im Pub und verdienen sich nebenbei soziales Lob beim Eishockey oder Laientheater. In ihrem Heimatkaff an der amerikanischen Ostküste sind sie Stars: Niemand kann so flink Burger wenden wie sie.
Der umtriebige Walt sieht seine Aufgabe aber in Höherem. Er überredet seine bessere Hälfte nach Hollywood zu reisen, wo Walt eine Karriere als Schauspieler anstrebt. Bob willigt nur ungern ein. Er unterhält zwar seit Jahren eine Internet-Beziehung mit einer unbekannten Schönen in Los Angeles, hat ihr aber nie seine Anormalität gestanden.
Die Stadt der Freaks empfängt die Brüder mit offenen Armen. Weder im Hotel noch beim Agenten wirft die Tatsache, dass die Tenors irgendwie aus der Reihe fallen, Probleme auf. Eines Tages begegnen Bob/Walt Cher, die gerade versucht, sich einem TV-Vertrag zu entwinden. In dem ungewöhnlichen Actor-Duo wittert sie ihre Chance. Sie setzt Walt als Co-Star einer neuen Fernseh-Serie durch und hofft, so die Absetzung zu erzwingen. Wer will schon einen Darsteller, der die ganze Zeit nur die Hälfte im Bild zu sehen ist?
Wie es im Märchen so geht, wird die Show ein Riesenerfolg, Walt wird zum TV-Star und Bob zum neuen Drehbuchautor. Aber bald türmen sich Probleme auf: Neid, Frust und das unausweichliche Liebesleid mit besagter Unbekannten vergiften das brüderliche Klima. Es scheint nur noch eine Lösung zu geben: die operative Trennung.
Burlesk ist das kaum noch. Der Film wartet in den Hollywood-Szenen noch mit dem besten Slapstick auf - wie sich Cher selbst auf den Arm nimmt, gehört zu den anerkennendsten Momenten. In der gesamten Länge wirkt der Humor gezügelt, das Geschehen rutscht zu oft auf eine kitschige Ebene ab. Dass auch von der Gesellschaft als krank titulierte Menschen nichts Anderes im Sinn haben als gewöhnliche Erdenbürger kann wohl kaum der Weisheit letzter Schluss sein.
Den größten Schwachpunkt bildet die kosmetische gemeinsame Hüfte. Sie sieht wie ein Sack aus, in dem Damon und Kinnear sich redlich um Einheit bemühen. Sehr überzeugend gelingt das nicht, so dass der ganze Film sein Fundament an Glaubwürdigkeit gleich zu Beginn einbüßt.

Ulf Lippitz

Stuck On You USA 2003, R/B: Peter & Bobby Farrelly, K: Daniel Mindel, D: Matt Damon, Greg Kinnear, Seymour Cassel, Cher