VERONIKA BESCHLIESST ZU STERBEN

Das zweite Leben

Buffy lernt lieben, nach dem Selbstmord

Sarah Michelle Gellar geht es offenbar zu gut. Ausführlich barmt sie als Veronika aus dem Off über schicke Bilder aus New York, dass alles so vorhersehbar sei. Wir sehen eine hübsche Frau in einer hübschen Wohnung, in einem lukrativen Beruf, mit netten Kollegen - und wir hören eine müde Stimme, die daran verzweifelt, dass sie sicher bald mal heiraten wird, dass in zehn Jahren ihr Mann sie das erste Mal betrügen wird und dass sie ihn in zwanzig Jahren verlassen wird. Was für ein Schicksal! Da kann man schon mal suizidal werden. Als sie dann auch noch in einem Lifestyle-Magazin liest, Grün sei das neue Schwarz, schreibt sie einen bösen konsumismuskritischen Leserbrief und bringt sich um.

Bis dahin hat Regisseurin Emily Young recht geschickt den Lebenshilfe-Bestseller von Paulo Coelho vom fernen Ljubljana ins nahe New York modernisiert und einen halbwegs spannenden Anfang für einen Kurzfilm konstruiert. Leider zieht der sich dann noch länger.

Veronika wird nämlich gefunden und gerettet. Jedenfalls fast. In einem seltsamen Sanatorium für Seelenschäden erfährt sie, dass ihr Schlaftablettenmissbrauch das Herz in Mitleidenschaft gezogen habe und sie nun unfreiwillig in ein paar Wochen sterben werde. Aber bis dahin könne man ja noch ein bisschen Therapie machen.

Das ist wahlweise zynisch oder tragisch und Sarah Michelle Gellar spielt weinend und schreiend, verstockt und verloren in den meist leeren Gängen ihres Kuckucksnests herum. Dabei begegnet sie einigen Nebenfiguren, die mit ihren Störungen belegen, dass ein selbstgebrochenes Herz nicht das größte Übel ist.

Bei Coelho läuft die Erweckung Veronikas über viele mystische Episoden und lange Monologe, bei Young holpern streng realistisch ein paar Dialog-Fetzen Lebensweisheiten in die vorhersehbare Handlung. Alles läuft darauf hinaus, ob der Herzfehler bloß ein Therapietrick war oder ob die Liebe gleich zwei Wracks wieder für das Leben rettet. Oder ob die Geschichte des traurigen Arztes nicht die spannendere gewesen wäre.

Wing

USA 2009 R: Emily Young B: Roberta Hanley, Larry Gross K: Seamus Tierney D: Sarah Michelle Gellar, Jonathan Tucker, David Thewlis, Barbara Sukowa