VITUS

Angst vorm Talent

Eine Schweizer Komödie über die Leiden eines Wunderkindes

Als Sechsjähriger liest Vitus am liebsten im Brockhaus, spielt Klavier und hält in der Vorschule einen Vortrag über die tödlichen Folgen der Klimaerwärmung, der die anderen Kinder heulend davon laufen lässt. Vitus ist ein Wunderkind. Die Ärzte sagen, sein IQ liegt im nicht mehr messbaren Bereich.
Die Eltern können der Versuchung nicht widerstehen, für den kleinen Jungen große Pläne zu schmieden: aus Vitus soll ein Konzertpianist werden. Die Mutter gibt sogar ihren Beruf auf, um sich der Karriere des Sohnes widmen zu können.
Trotz der Begabung wächst in Vitus der Wunsch, ein ganz normales Kind zu sein, so wie er es bei seinem geliebten Großvater (Bruno Ganz) sein kann. Als Zwölfjähriger setzt Vitus mit einem Sprung aus dem Fenster einen Schlussstrich unter die Wunderkindkarriere und versucht nach der Gehirnerschütterung, ein ganz normales, IQ-reduziertes Leben zu führen.
Was zunächst als Drama des hochbegabten Kindes beginnt, führt der Schweizer Filmemacher Fredi M. Murer (Vollmond) in der zweiten Filmhälfte zunehmend in eine märchenhafte Familienkomödie. Denn schon bald stellt sich heraus, dass der hochbegabte Junge doch nicht so hart auf den Kopf gefallen ist, wie er es seine Eltern glauben lässt.
Auf recht unterhaltsame Weise erzählt Murer die Geschichte des Wunderknaben, der nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das der Erwachsenen selbst in die Hand nimmt. Wunderbar ist Bruno Ganz als Bilderbuch-Großvater, wie wir ihn alle gerne gehabt hätten. Die Hauptrolle spielt der 12jährige Teo Gheorghiu - im wirklichen Leben ein hochbegabter aufstrebender Konzertpianist, der sich nicht mit einem Sprung aus dem Fenster vor seiner Karriere retten musste.

Martin Schwickert

CH 2005 R: Fredi M. Murer B: Fredi M. Murer, Peter Luisi, Lukas B. Suter K: Pio Corradi D: Teo Gheorghiu, Julinka Jenkins, Urs Jucker, Bruno Ganz