Voll und ganz und mittendrin

Nach dem Schlag

Eine Familienkomödie mit tragischem Kern

Wo ist mein blaues Verlängerungskabel?" ist der erste und für lange Zeit der einzige Satz, den Connor sagt, als er aus dem Krankenhaus zu seiner Familie zurückkehrt. Vier Monate lag er nach einem Schlaganfall im Koma und machte dann in der Reha erstaunliche Fortschritte, auch wenn an eine vollständige Genesung nicht zu denken ist. Seine Frau Vanetia versucht der neuen Situation mit so viel Optimismus wie möglich zu begegnen, auch wenn sie weiß, dass der Mann, den sie liebt, und der Vater ihrer beiden Kinder nie wieder derselbe sein wird.

Zur Familie gesellt sich der Neuropsychologe Dr. Ted Fielding, der für zwei Monate aus den USA nach Irland gekommen ist, um Connors Wiedereingliederung in sein altes Leben zu dokumentieren. Der verstockte Wissenschaftler gerät langsam in die Rolle des Ersatzvaters und verliert zunehmend die Objektivität des wissenschaftlichen Beobachters.

Erstaunlich leichtfüßig gehen Steph Green und seine Co-Drehbuchautorin Ailbhe Keogan in ihrem Kinodebüt Voll und ganz und mittendrin mit ihrer im Kern tragischen Familiengeschichte um. Mit sensiblem Blick schaut der Film auf die versehrte Vaterfigur, die sich nach dem Schlaganfall in sich selbst einschließt.

Dass das Familienleben auch nach einem Schicksalsschlag nicht erstarrt, sondern in neuen chaotischeren Bahnen weitergeht, ist eine Erkenntnis, die Green kraft- und humorvoll in Szene setzt. Das Herz des Filmes ist die wunderbare irische Schauspielerin Maxine Peake, die Melancholie und den Lebenselan ihrer Figur (sie spielt die Ehefrau) bruchlos ineinander fließen lässt.

Dennoch ist aus Voll und ganz und mittendrin kein angestrengtes Feel-Good-Movie geworden, das sein tragisches Sujet in positiven Heilsbotschaften ertränkt. Der Verlust, den die Familie durch die Krankheit des Vaters erleidet, steht hier gleichberechtigt neben einer optimistischen Haltung zum Leben, die der Film überzeugend ausstrahlt, ohne in zwanghaftes Lebensratgebergeplänkel zu verfallen.

Martin Schwickert

Run & Jump GB 2013 R: Steph Green B: Aibhe Keogan K: Kevin Richey D: Maxine Peake, Edward MacLiam, Will Forte, Sharon Horgan