Voll abgezockt

Die Dicke und ihr Opfer

Eine etwas krawallige Komödie um Identitätsdiebstahl

Sie ist wie ein Hobbit. Ich mache Jagd auf Bilbo", beruhigt Sandy Patterson seine besorgte Frau bevor er sich nach Florida aufmacht. Dort lebt nämlich die Identitätsdiebin Diana. Die hat sich durch einen Trick die persönlichen Daten des Familienvaters ergaunert und verprasst nun fröhlich dessen Geld. Die Behörden in Denver können Sandy nicht helfen, und deshalb nimmt er die Dinge selbst in die Hand. Tatsächlich gelingt es ihm rasch, die Dame zu finden und zu stellen. Sie nach Denver zu schaffen, um dort den Identitätsdiebstahl aufzuklären, ist eine ganz andere Sache. Diana ist natürlich wenig motiviert, sich verhaften zu lassen. Als ein Gangsterpärchen und ein Kopfgeldjäger auftauchen, reift in ihr die Idee, ein Ausflug nach Denver könne doch sein Gutes haben.

In Kill the Boss ließ Regisseur Seth Gordon seinen Hauptdarsteller Jason Batemann noch unter fiesen Vorgesetzten leiden und Mordpläne schmieden. In ihrer zweiten Zusammenarbeit Voll abgezockt gilt es mit einer durchtriebenen und angriffslustigen Abzockerin fertig zu werden.

Der Verlust der eigenen Identität ist eine existenzielle Krise. Hier dient sie primär als Aufhänger für eine Reise voller Rück- und Nackenschläge. Ursprünglich sollte der Betrüger ein Mann sein, doch dank terminlicher Probleme und auf Batemanns Vorschlag hin wurde die Rolle für eine Frau umgeschrieben und mit der vollschlanken Melissa McCarthy (Brautalarm, Immer Ärger mit 40) besetzt. Das erweist sich als glückliche Fügung, denn aus der Konfrontation zwischen den in allen Belangen gegensätzlichen Hauptfiguren bezieht der Film einen Großteil seiner Komik.

Die ist zwar nicht sehr feinsinnig angelegt, führt aber immer wieder zum gewünschten Ergebnis. Etwa wenn Diana ihrem verdutzen Gegenüber mit unerwarteter Schnelligkeit eine verpasst. Oder wenn sie versucht, Sandy auf dem Standstreifen eines Highways wegzulaufen und sie nach wenigen Metern schnaufend in die Knie geht. Daneben gibt es noch einige gute Dialoge, einen leidlich lustigen Running Gag mit Sandys Vornamen, ein paar Albernheiten und nur wenige Ausflüge in die Gefilde des Fäkalhumors.

Natürlich entsteht mit der Zeit zwischen den ungleichen Reisegefährten irgendwann Freundschaft. Sandy erkennt, dass Diana eigentlich nicht böse ist. Sie ist nur einsam und kompensiert das durch exzessives Kaufverhalten. Diana wiederum sieht, dass ihr Treiben bittere Konsequenzen für den Geschädigten hat. Das entspricht den Konventionen solcher Filme und wird gegen Ende etwas arg kitschig. Vorher unterhält man sich leidlich gut, und Kreditkartenskeptiker dürfen sich bestätigt fühlen.

Olaf Kieser

Identity Thief USA 2013 R: Seth Gordon B: Craig Mazin, Jerry Eeten K: Javier Aguirresarobe D: Jason Bateman, Melissa McCarthy, Amanda Peet