WAFFENSTILLSTAND

Rettung naht!

Immer wieder schön: Weiße Menschen helfen dunkelhäutigen Menschen

2004 eskalierte die Auseinandersetzung im Irak zwischen sunnitischen Rebellen und den US-Besatzungstruppen. Die Stadt Falludscha wurde zum Mittelpunkt des sunnitischen Widerstandes, die US-Truppen zogen einen Belagerungsring um die Stadt, durch den niemand hinaus- oder hineingelangen sollte. In dieser Phase spielt die deutsche Produktion Waffenstillstand, in der während eines 24stündigen Waffenstillstandes Helfer und Journalisten in die Stadt zu gelangen versuchen.

Mit Mathias Habich als Arzt und Hannes Jaenicke als Kameramann stehen gleich zwei Generationen actionerprobter TV-Darsteller zur Verfügung, die hier allerdings vorwiegend in einem kleinen Reisebus sitzen und über Gott und die Welt plaudern müssen.

Den dramaturgischen Knoten - was passiert wirklich in Falludscha? - vermag der Film nicht wirklich zu schürzen, die Auflösung ist dann eher banal und endet mit dem eiligen Abtransport einiger Verwundeter im mitgebrachten Bulli. Krieg ist halt Scheiße, und ein Journalist muss draufhalten können, egal ob auf Ziegen oder Menschen. Und heulen darf er auch, allerdings nur bei weißen Opfern. Der latente Rassismus, der bei allem guten Willen hier durchscheint, wird bisweilen nur durch unfreiwillige Komik und Anschlussfehler gemildert.

Für seinen ersten Langfilm nach 10 Jahren Kurzfilmtätigkeit hat Lancelot von Naso sich etwas überhoben. Unentschieden zwischen dem Motiv der Reise an sich und der Ausgestaltung des Ziels schwankend, verschenkt der Film seine Möglichkeiten und bleibt, bei aller behaupteten Hektik, erstaunlich unspannend. Eigentliches Thema bleibt die Bürde des weißen Mannes, der den armen Eingeborenen beim Überleben helfen muss; das Hilfs-Team besteht ausschließlich aus Weißen. Auffällig mehrfach im Bild: ein knallrotes ZDF-Mikrophon. Waffenstillstand wurde mit Fördergeldern fürs TV produziert und macht vorher eine Rundreise durch die Kinos.

Victor Lachner

D 2009 R: Lancelot von Naso B: Lancelot von Naso, Kai Uwe Hasenheit, Collin McMahon K: Felix Cramer D: Mathias Habich, Thekla Reuten, Hannes Jaenicke, Max von Pufendorf