Nach dem Tod seiner Frau June Carter vor gut drei Jahren schien auch Johnny Cash den Lebenswillen verloren zu haben. Innerhalb von vier Monaten war es auch um den schwarzen Prinzen der Countrymusik geschehen: im Alter von 71 verstarb er in Nashville an den Folgen einer Krankheit.
Walk the Line, James Mangolds filmische Cash-Biografie, stützt sich auf eine Fülle von Material: Cashs Jugend in Arkansas, der plötzliche Tod seines Bruders, seine Pillensucht. Der rote Faden jedoch ist die Liebesgeschichte zwischen dem Man in Black und June Carter, die aus einer erfolgreichen Country Music-Familie kam und deren Karriere Johnny schon als kleines Kind verfolgte.
Gestützt auf Interviews, die er mit Cash und Carter noch vor dem Tod der beiden führen konnte, zeichnet Mangold das Portrait eines außergewöhnlichen Mannes, der, nicht immer erfolgreich, versuchte, seine vielen Dämonen in seine Musik einzubringen, am Ende eines Tages aber immer noch zu viel Schmerz mit sich herumtrug, um wirklich zur Ruhe zu kommen.
Brillant gespielt von Joaquin Phoenix, personifiziert der Johnny Cash des Films den Prototyp des innerlich zerrissenen Künstlers, der nur durch seine Muse - eine hervorragende Reese Witherspoon - eine Chance auf ein wenig inneren Frieden hat.
Wie schon Taylor Hackfords Ray vor einem Jahr, schafft es Walk the Line, das Leben eines großen populären Musikers unserer Zeit so zu beleuchten, dass man die Songs in einem ganz neuen Kontext hört; im Gegensatz zu Ray, der in seiner zweiten Hälfte deutlich an Kraft verliert, ist Walk the Line aus einem Guss und, mit seiner großen Liebesgeschichte, auch der bessere Film.
Joaquin Phoenix, der wie Witherspoon die Songs selbst singt, tritt mit seiner Cash-Performance endgültig aus dem Schatten seines verstorbenen Bruders River heraus, während Reese Witherspoon beweist, dass sie mehr kann, als nur "Natürlich Blond" zu sein.