WALLACE & GROMIT: AUF DER JAGD NACH DEM RIESENKANINCHEN

In voller Länge
Horror im Knetgummi-Land

Bei Wallace and Gromit, dem trotteligen englischen Erfinder und Käseliebhaber und seinem treuen, hochintelligenten Hund, dürfte es sich um die weltweit meistgeliebten Knetfiguren handeln. Selbst ihr Schöpfer Nick Park ließ sie für sein Spielfilmdebüt Chicken Run zugunsten des Federviehs links liegen - eine Unterlassung, die er mit Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen wieder gutzumachen versucht.
Der Plot des Films ist in seiner Unsinnigkeit simpel: Wallace und Gromit betreiben ihre eigene Wach- und Schließgesellschaft, die hauptsächlich damit beschäftigt ist, gefräßige Kaninchen von den prachtvollen Kürbissen und Gurken der lokalen Gemüsebeete fernzuhalten; eine verantwortungsvolle Aufgabe, die durch die herannahende Gemüseshow (mit Prämierung der größten Exemplare) nicht einfacher gemacht wird. Als Möchtegernerfinder Wallace versucht, die sich im Keller ihrer Firma abspielende Kaninchenplage (keiner von beiden kann die süßen Viecher umbringen) auf wissenschaftliche Art und Weise zu beseitigen, öffnet er Pandoras Box ein bisschen zu weit und erschafft ein monströses Riesenkaninchen, das die beiden Freunde nun bändigen müssen, bevor ihre Ortschaft vollkommen kahlgefressen ist.
Im Gegensatz zu Chicken Run, dessen Plot und Dialoge bewusst an Realfilme erinnerten, setzt der Film auf das, was schon die Kurzfilme erfolgreich machte: aufwendige mechanische Erfindungen, nonverbalen Humor und ein mit geübtem Auge satirisch karikiertes ländliches England. Das würde reichen, um alte Fans zu befriedigen und ein paar neue zu finden. Um aber auch die manchmal recht stoische Cineastenfront zu bedienen, legt Park noch eine Unmenge an Filmzitaten bei, deren pure Masse es schwierig macht, sie beim ersten Male zu erkennen und bei denen man gelegentlich um ein paar Ecken denken muss, um sie richtig zuzuordnen.
Größter Pluspunkt des Films sind allerdings die beiden Hauptdarsteller, insbesondere Gromit, der trotz dem Fehlen einer eigenen Stimme (geschweige denn eines Mundes) so erstaunlich vielschichtig animiert bzw. geknetet wurde, dass man wirklich glaubt, es mit einem lebenden, denkenden Wesen zu tun zu haben und nicht mit einem Haufen bunter Knetmasse.

Karsten Kastelan
Wallace and Gromit: The Curse of the Were-Rabbit GB 2005 R: Nick Park, Steve Box. B: Nick Park, Steve Box, Mark Burton, Bob Baker. K: Dave Alex Riddett, Tristan Oliver