John Wick

Ein Mann für Hunde

Keanu Reeves hat jetzt einen Bart. Der Film auch.

Wortkarg wälzt sich Wick im Blute. Wohl dem eigenen, schmiert er es doch schon in den ersten Bildern über das Smartphone, auf dem ein herzensgutes Frauenzimmer ihn neckt: Filmst du noch?

Erzählst du noch immer die Geschichte von dem Killer mit dem Flashback und der toten Frau, der sich zu Beginn seines letzten Shootouts daran erinnert, wo für ihn schon einmal alles endete? Oder wollten die Regisseure, die eigentlich mal Stunt-Koordinator gelernt haben, nur einen bösen Witz machen?

Herr Reeves, drehen sie immer noch, nach so vielen Niederlagen im Kino der letzten Jahre? Dann kommen Sie doch jetzt mal mit uns auf den Hund.

Den schenkt die früh irgendwie krank versterbende Frau ihrem Mann, damit er was zum Knuddeln hat. Den erschlägt ein dummer Junge von der Russenmafia, und endlich verlassen wir das Land der verwirrenden Motivationen und betreten das Reich des Killer-Comics.

John Wick, frühverrenteter Ausputzer eben dieser Unterwelt, gräbt seinen tödlichen Werkzeugkoffer aus und rast rächend zur Russenschlachtbank.

Tatsächlich zahlt man im Schattenreich mit einer eigenen Gold-Währung, unterhält fliegende Leichenbeseitigungsdienste und Hitman-Hotels hinter der Oberfläche der Zivilisation. Und zieht doch allen Ernsten den blöden Bösewichteln, die zu gefühlten Hunderten den Weg des Hundsmanns kreuzen, rote Hemden an.

Hier hauen sich wahrlich Götter im stahlblauen Regen ohne jedes Augenzwinkern Mythenzitate ins Gesicht, John Woos Killer laufen über Ridley Scotts Blade. Und übergroß erbarmungslos tritt Keanu Reeves aus dem Schatten, den jüngst Denzel Washingtons Equalizer auf das Thema DIY-Justiz warf: Ein Mann braucht keinen Inhalt für seinen gerechten Zorn, nur eben neuerdings einen Bart.

Wing

USA 2014. R: Chad Stahelski, David Leitch B: Derek Kolstad K: Jonathan Sela D: Keanu Reeves, Michael Nyquist, Willem Dafoe, Adrianne Palicki. 101 Min.