WICKIE UND DIE STARKEN MÄNNER - DER PFEIL

Klar Schiff

Bullys Real-Version folgt streng der Trickfilm-Vorlage und entwickelt so eher freundlichen Humor

Wickie (Jonas Hämmerle) lebt mit seinen Eltern Halvar und Ylva in Flake, einem beschaulichen Wikingerdorf an der nordischen Küste. Der pfiffige Bursche träumt davon, ein großer Abenteurer zu werden, genau wie sein Vater. Doch dafür hat er im Grunde viel zu viel Angst. Das muss sich schleunigst ändern. Als der schreckliche Sven (Günther Kaufmann) in Flake einfällt und fast alle Kinder raubt, sieht Wickie endlich seine Chance gekommen. Der Junge fasst all seinen Mut zusammen, schleicht sich zu seinem Vater aufs Schiff und segelt dem garstigen Entführer gemeinsam mit vielen starken Männern hinterher.

Nach Western, Weltraumabenteuern und Weihnachtsschnulzen nimmt sich Michael Bully Herbig diesmal eine der beliebtesten Trickfilmserien der 1970er Jahre zur Brust.

Vorausgegangen war ein öffentliches Fernsehcasting, in dem der Komiker einen Großteil seiner Wikinger zusammensuchte. Für die Realverfilmung der berühmten TV-Vorlage erweist sich die öffentlichkeitswirksame Aktion als gelungener Schachzug.

Die starken Männer um Wickie und Co. sind nahezu perfekt besetzt. Der Zuschauer hat tatsächlich das Gefühl, es mit den Helden der Originalserie zu tun zu haben. Kein berühmter Name lenkt von den kauzigen Figuren ab.

Bekannte Gesichter zeigen sich ausschließlich in Nebenrollen. So kommt es zu Kurzauftritten von Nora Tschirner und Herbert Feuerstein. Ferner haben Günther Kaufmann, Jürgen Vogel und Christoph Maria Herbst etwas größere Rollen, allerdings ohne das Geschehen zu dominieren. Bereitwillig überlassen sie dem jungen Nachwuchsdarsteller Jonas Hämmerle die Bühne. Und der Junge meistert die Titelrolle prächtig.

Dank seiner vielseitigen Besetzung ist ein glänzender Familienfilm entstanden, der noch dazu durch seinen Humor und seine liebevollen Details überzeugt.

Das Publikum fühlt sich eindrucksvoll in die Zeit der Wikinger zurückversetzt, auch wenn sich der Film kaum an historischen Fakten orientiert. Aber das war in der japanischen Mangaserie von 1972 kaum anders. So hatten Wikingerhelme in Wirklichkeit gar keine Hörner und ihre Schiffe sahen auch ein wenig unspektakulärer aus.

Bully geht es in seinem munteren Abenteuerfilm ohnehin nicht um Geschichtsunterricht, sondern um eine dichte Nähe zum Original. In diesem Zusammenhang lassen sich dann auch viele Szenen, Figuren und Facetten aus der TV-Serie wiedererkennen. Daneben gibt es zahlreiche Anspielungen auf moderne Filmklassiker wie Der Herr der Ringe .

Das einzige, auf das der Zuschauer größtenteils verzichten muss, ist der typische Bully-Humor. Mit seinen Zoten hält sich der Regisseur und Drehbuchautor vornehm zurück.

Oliver Zimmermann

D 2009 R: Michael Bully Herbig B: Michael Bully Herbig, Alfons Biedermann. K: Gerhard Schirlo. D: Jonas Hämmerle, Christoph Maria Herbst, Günther Kaufmann, Jürgen Vogel, Hannah Herzsprung, Herbert Feuerstein