WOLF CREEK

Das Grauen in der Wüste

Ein australischer Horrorfilm der härteren Sorte

Seit seiner Premiere 2005 auf dem Sundance Film Festival, hat Wolf Creek einen üblen Ruf. Menschenverachtend und sadistisch sei der australische Horror-Film. Nach so viel "Vorschußlorbeeren" wirkt der Film in seinen ersten 40 Minuten harmlos: drei junge Touristen (zwei Engländerinnen, ein Australier) machen sich in einem Kombi auf den Weg quer durchs Land. Nach einer Exkursion in einen Meteoritenkrater im Wolf Creek Nationalpark muss das Trio feststellen, dass der Wagen nicht mehr anspringen will. Der joviale Buschmanne Mick, mit Schlapphut und ein ferner Verwandter von Crocodile Dundee, schleppt sie und ihren Wagen in sein Camp auf dem Gelände einer verlassenen Mine. Der hilfsbereite Mick macht sich am Auto zu schaffen während seine Gäste am Lagerfeuer einschlafen.
Von diesem Punkt an springt Wolf Creek vom stimmungsvollen, hintergründig bedrohlichen Film zum sadistischen Alptraum über: Mick entpuppt sich als Folterknecht, Mörder und Vergewaltiger. Was wir auf der Leinwand zu sehen bekommen, ist jedoch immer noch recht unblutig.
Dass Wolf Creek mehr unter die Haut geht als andere typische Genrevertreter (etwa Wrong Turn oder The Hills Have Eyes), liegt am banalen Realismus, mit dem Regisseur Greg McLean den Film inszeniert hat. Der irre Mick kommt weniger aus der Tradition des Horrorfilms als aus den Schlagzeilen; tatsächlich ähenlt er dem "Rucksack-Killer" Ivan Milat, der in den 90ern mindestens sieben Touristen umgebracht hat).
Wolf Creek ist kein Film für schwache Nerven. Die Gewalt ist zu realitätsnah und unmittelbar, um sie einfach wegzustecken.

Karsten Kastelan

Australien 2005 R&B: Greg McLean. K: Will Gibson. D: Cassandra Magrath, Kestie Morassi, Nathan Phillips, John Jarratt