Woody Allen: A Documentary

Immer noch sterblich

Die Dokumentation einer Ikone

Mit 16 Jahren war Allen Stewart Königsberg professioneller Gagschreiber und verdiente mehr als seine Eltern. Der Weg zum öffentlichen Komiker, der sich dann "Woody Allen" nannte war ebenso kurz wie der dann folgende Schritt zum Filmemacher, der von Anfang an die volle Kontrolle über sein Werk bekam und nach einigen drolligen Anfängen mit Annie Hall und Manhattan das Komödien- Genre für immer veränderte.

Seitdem dreht Woody Allen ungefähr jedes Jahr einen Film, verhilft seinen Schauspielern und Schauspielerinnen zu Ruhm und Oscars und sagt verschmitzt in die Kamera: "Ich glaube an das Prinzip der Quantität. Wenn ich jedes Jahr einen Film drehe, wird ab und zu etwas Gescheites dabei sein."

Die wichtigsten Weggefährten - von Diane Keaton über Kameramann Gordon Willis - kommen in dieser TV-Dokumentation von 2011 zu Wort, die jetzt fürs Kino umgeschnitten und verlängert wurde. Kritische Worte fallen nicht, dies ist eine Hommage an einen der originellsten Künstler und Komiker der Gegenwart. Vor allem sein Frühwerk wird vorgestellt, ab etwa Hanna und ihre Schwestern geht der Überblick eh etwas verloren, und erst mit Match Point und Allens europäischer Phase bietet sich eine Zäsur an, um das Werk noch einmal zu betrachten. Dass viele jüngere Allen-Filme inzwischen kaum mehr unterscheidbar oder schlicht mißlungen sind, führt dazu, dass Regisseur Robert B. Weide Werke wie Sweet and Lowdown und Shadows and Fog gleichermaßen knapp abhandelt.

Die Essenz von Woody Allens Weltsicht hat sich dabei nicht geändert. Sein Entsetzen über die Erkenntnis, dass wir sterblich sind, hat ihn angeblich mit fünf Jahren ernst werden lassen. In Cannes wurde er kürzlich gefragt, ob sich seine Einstellung zum Tod inzwischen geändert habe. "Nein", sagt Allen, "ich bin immer noch dagegen".

Thomas Friedrich

USA 2011/2013 R & B: Robert B. Weide Mit Woody Allen, Marshall Brickman, Josh Brolin, Diane Keaton, Larry David, Dick Cavett, Eric Lax