»DIE MASKE DES ZORRO«

Mit Löffel und Degen

Hoppalong Batman unterwegs

Die Restauration reitet wieder - und sie hat das Recht auf ihrer Seite, und die Romantik; das tapferere Herz, und den schöneren Hut. Endlich wird alles wieder gut. Töchter wachsen wegen ihrer Väter über sich hinaus, Söhne ziehen deren Stiefel an, um die Welt in Ordnung zu bringen - und das freie Kalifornien war bloß ein böses Hütchenspiel. Jedenfalls im Kino, das den Haupttrick gleich am Anfang vorführt: eine Illusion zerstören, um eine andere aufzubauen. Die beide Zorro heißen.
Der zweite betritt als erster die Leinwand: dunkel, ritterlich, mit breiter Krempe, wallendem Cape und blitzendem Degen. Dann haut er mit dem, eins zwei drei, sein Zeichen in die Leinwand zwischen sich und uns - und Flammen schlagen aus den Schnitten: "Z".
Dann sägen Kinderhände Schlitze in eine dreckige Zeltplane, und wir sehen schon im Ansatz: der Regisseur Martin "Goldeneye" Campbell hat zwar keine erkennbare Handschrift, aber er beherrscht das Mischen der Spielkarten perfekt: distanzierendes Zitat und direkte Aktion, dramatische Atmosphäre und Augenzwinkern. Der Knabe nämlich wollte bloß zugucken, wie der letzte spanische Gouverneur Kaliforniens (1821) noch schnell ein paar Bauern hinrichtet, bevor die mexikanische Revolution die Kolonialmacht kippt. Bzw. wie der legendäre Zorro dazwischenfährt.
Das tut er auch (Anthony Hopkins, reitend, rettend, fechtend wie ein junger Gott) - und der kleine Zuschauer kann ihn sogar vor einem Hinterhalt des Schurken bewahren. Trotzdem kommt Zorro in den Kerker, Zorros Frau auf den Friedhof, Zorros frisch geborene Tochter als Beute zum fliehenden Bösen.
Zwanzig Jahre danach (noch ein Zitat, von Alexandre Dumas, von dessen Musketieren, Monte Christo und Eiserner Maske sowohl der Pulp-Mythos Zorro als auch dieser Film viel hat):
Das Ancient Regime kehrt mit der über ihre Herkunft getäuschten Tochter zurück, der alte Held schwindelt sich aus dem Knast, der Junge wird sein Schüler ... und mühsam macht die Kunstfigur (Zorro ist der amerikanische Rittertraum vom echten Revolutionär Zapata) aus dem entwurzelten Kleinkriminellen seinen eigenen Mythos. Und aus Antonio Banderas einen Douglas Fairbanks für unsere Tage. Anfangs großspurig, später edel; erst rabaukig, dann romantisch hinter mehreren Masken ... und die in Spanien zur heißblütigen Fechtfrau herangewachsene Elena (Catherine Zeta-Jones, das Debüt der Saison) verliebt sich natürlich in echten Vater und erfundenen Sohn.
Die vereiteln gemeinsam eine Intrige des Ex-Gouverneurs (Stuart Wilson, der beste aller guten Nebendarsteller), der mit geheim gefördertem Gold sein verlorenes Kalifornien von Mexiko zurückkaufen will. Zorro 1 ficht mit dem Fiesen und stirbt, Zorro 2 focht mit der Frau und kriegt einen Sohn mit ihr ... und am Ende erzählt Antonio ihm, wie Anthony ihr, früher, die Geschichte von Zorro, dem eleganten Rächer, der immer wieder kommt, wenn die Gefahr für die Freiheit am größten ist.
Und wir sind 132 Minuten lang vom Donner gerührt: an diesem Film stimmt alles - und nichts. In jeder Szene sieht er aus, als könne er gar nicht anders sein, als sei die Wirklichkeit nur genau so möglich wie er sie zeigt - und zugleich zeigt er, daß alles ausgedacht ist, szenenweise genau so schon dutzendmal vorgemacht wurde. Aber noch nie in dieser perfekten Balance von Witz (Banderas fällt präpotent vom Pferd) und Würde (Hopkins kann mit einem Löffel jeden Degen parieren).

WING