Zulu

Der ewige Gärtner

Drogenkrieg in Kapstadt: Ein intelligenter Cop-Film im Stil der 70er

Niemand kann so verloren gucken wie Forest Whitaker. Und wenn er als Polizei-Captain Ali Sokhela in Kapstadt seine unendlich traurigen Augen auf die Welt richtet, für die er verantwortlich ist, liegt darin die ganze Verzweiflung einer verlorenen Generation Südafrikas. Als Kind hat er die Machtkämpfe zwischen Inkatha und Nelson Mandelas ANC erlebt, sein Vater wurde von Inkatha-Milizen ermordet (was ein wichtiges Detail ist: Sokhela ist Zulu, die weißenfreundliche Inkatha-Partei war eine Zulu-Partei, sein Vater galt offenbar als Verräter). Heute ist Sokhela Captain der Mordkommission, sein Chef ist ein Weißer, heißt Kruger und hat sich damals, wie viele Regime-Schergen, Absolution vor einer Wahrheitskommission geholt.

Zu Beginn des Films liegt ein weißes Mädchen erschlagen im botanischen Garten. Am Ende werden wir wissen, dass ein Pharmakonzern und ganz viel südafrikanische Vergangenheit mit diesem Fall zu tun haben.

Bis zu dessen Lösung zieht Regisseur Jérôme Salle alle Register der 70er Jahre Kinos. Orlando Bloom als Schimanski von Kapstadt darf herumhuren, saufen und sich prügeln, wir sehen schicke Sonnenbrillen, wilde Schießereien und Cops, die Türen eintreten, wenn sie etwas suchen.

Witzigerweise funktioniert das ausgesprochen gut. Nach all den FX-Overkills, die inzwischen jeden mittelmäßigen Thriller aufmotzen, präsentiert Zulu Kino in Handarbeit. Hier ist der Hubschrauber das teuerste Gimmick, das zur Verfügung stand. Ansonsten müssen Geschichte und Schauspieler diesen Film tragen, der eher behaglich beginnt (Cops beim Grillen) und dann sehr schnell sehr brutal wird (Cops beim Sterben). Gewalt in Kapstadt ist etwas, das New York wie ein Club Med aussehen lässt.

Die Geschichte verfolgt dabei nicht nur einen klug konstruierten Plot, der aus der finsteren Vergangenheit Südafrikas in die nicht minder finstere Gegenwart reicht, nach und nach werden auch Details der Hauptfiguren offengelegt. Dieser biografische Teil ist mitunter etwas bemüht und bremst das Erzähltempo.

Trotzdem ist Zulu enorm unterhaltend. Und während zu Beginn Ali Sokhela sich als Anhänger einer Versöhnung à la Mandela vorstellt, wird er am Ende einfach eine sehr große Flinte nehmen und Versöhnung durch Rache ersetzen.

Dass er dabei nicht als Sieger wirkt, ist eine der überraschenden Stärken dieses Thrillers, der sich zwar ausführlich vergleichbarer Plots bedient (le Carrés Der ewige Gärtner hat eine ähnliche, allerdings weniger radikale Geschichte erzählt), das alles aber sehr gescheit neu zusammensetzt. Die strunzdummen, steroidgeschwängerten Hollywood-Ballereien, in denen uns Liam Neeson, Arnold Schwarzenegger oder Sylvester Stallone von ihren Wechseljahren erzählen, lässt Zulu locker hinter sich.

Thomas Friedrich

Südafrika/F 2013 R: Jérôme Salle B: Julien Rappeneau, Jérôme Salle; nach dem Roman von Caryl Ferey K: Denis Rouden D: Forest Whitaker, Orlando Bloom, Patrick Lyster. 110 Min.