Zum Geburtstag

Alles Anna

Ein kleiner deutscher Rachefilm mit interessanten Verfremdungen

Wenn ich zurückkomme, will ich sie wieder. Dieselbe oder zumindest so ähnlich wie möglich" - die beiden Jugendlichen am Baggersee irgendwo in der DDR der achtziger Jahre verhandeln hier nicht um ein Moped oder eine Uhr, die dem anderen überlassen werden soll, sondern über Anna, die mit Georg zusammen ist, bis dessen Freund Paul ihn mit einem gefälschten Brief davon überzeugt, dass das schönste Mädchen der Schule nun ihn liebt.

Hölzern und ungelenk wirkt diese Eröffnungssequenz von Denis Dercourts Zum Geburtstag, aber auf eine irritierende und interessante Weise. Der Handel der beiden Jugendlichen ist genauso unwirklich wie die verknappte Sprache, in der sie miteinander kommunizieren.

Diesen leicht asynchronen, aber hoch konzentrierten Erzählton behält der Film auch bei, wenn die Handlung viele Jahre vorgespult wird. In einem ganz anderen Deutschland leben Paul (Mark Waschke) und Anna (Marie Bäumer) als glückliches und gut betuchtes Ehepaar mit zwei heranwachsenden Kindern, bis der alte Freund als Pauls neuer Vorgesetzter in der Bank auftaucht. Freundlich aber reserviert geht Georg (Sylvester Groth) auf seinen früheren Mitschüler zu und beginnt fortan, dessen berufliches wie privates Leben zu sabotieren.

Als deutschen Film Noir zieht der französische Regisseur Denis Dercourt seine Geschichte um Jugendsünden und offene Rechnungen auf, in dem die Rache zur treibenden Kraft wird. Das ähnelt einer spannenden Schachpartie und wartet mit einem durchaus überraschenden Ausgang auf.

Vor allem aber überzeugt der Film durch sein konsequentes ästhetisches Konzept, das sich nur wenig um Realismusansprüche kümmert, Natur- und Märchenmotive ins moderne Setting einarbeitet und eine präzise, theatrale Dialogsprache entwickelt.

Die durchaus eigenwillige Verfremdungseffekte, die daraus entstehen, der klug konstruierte Plot, in dem sich die zerstörerische Dynamik der Charaktere langsam entfaltet, und das hervorragende Ensemble sorgen für eine ebenso eigenwillige, wie spannende Kinoerfahrung.

Martin Schwickert

D 2013 R&B: Denis Dercourt K: Matteo Cocco D: Mark Waschke, Marie Bäumer, Sylvester Groth, Sophie Rois