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Überpapa

Willem Dafoe in einem von diesen freundlichen Familiendramen zwischen Witz und Schwermut

In den Wettbewerb der Berlinale hatte sich Dennis Lees Zurück im Sommer nur verirrt, weil Festivalchef Dieter Kosslick unbedingt neben Julia Roberts über den roten Teppich stolzieren wollte. Das ging ja dann auch.

Dabei lässt das Drehbuch sie schon nach wenigen Minuten bei einem Autounfall ums Leben kommen und verdammt die Leinwandikone mit dem breitesten Lächeln der Filmgeschichte danach zu einer blassen Rückblendenexistenz.

Die Erzählperspektive in diesem abgedämpften Familiendrama ist die des erwachsenen Sohnes Michael (Ryan Reynolds), der es nicht leicht hatte in seiner Kindheit und gerade eben darüber einen Roman verfasst hat.

Das Schreiben liegt bei den Taylors in der Familie. Vater Charles (Willem Dafoe) ist ein hochangesehener Literaturprofessor und ein intellektueller Patriarch der alten Schule. Rückblenden erzählen von den Demütigungen, die der Sohn erleiden musste, weil er den überzogenen Ansprüchen des Familienoberhauptes nicht gerecht wurde.

Klar, dass der junge Mann mit Mitte Dreißig immer noch nicht seinen Platz im Leben gefunden hat.

Die Schriftstellerkarriere stagniert im Schatten des väterlichen Ruhmes. Und auch die Ehe mit der schönen Kelly (Carrie Anne Moss) ist den Bach runtergegangen, obwohl die erotischen Anziehungskräfte nicht erloschen sind und im Kinderzimmer während der Beerdigungsfeierlichkeiten ausgelebt werden.

So mäandert der Film immer wieder von dem traurigen Verwandtschaftstreffen hinweg ins Reich der Erinnerung und malt in pastellbunten Farben das Sittengemälde einer seltsamen Familie, die unter dem rigiden Regiment des Vaters ihre Neurosen kultiviert und auch noch ein paar Geheimnisse zu lüften hat.

Das Ganze ist dank der hervorragenden Kameraarbeit von Danny Moder visuell durchaus anspruchvoll in Szene gesetzt, scheitert jedoch an dem allzu schematischen Entwurf der übermächtigen Vaterfigur.

Eine Besonderheit bleibt in Erinnerung: Noch nie hat man Willem Dafoe so schlecht gesehen. Dagegen ist sein Auftritt als Grüner Goblin in Spider Man ein Meisterwerk differenzierter Schauspielkunst.

Martin Schwickert

USA/D 2008 R&B: Dennis Lee K: Danny Moder D: Ryan Reynolds, Julia Roberts, Willem Dafoe