Zwei an einem Tag

Hammer des Schicksals

Wer zu spät treu wird, den bestraft Hollywood

Nach einer fröhlich durchzechten Examensfeiernacht landen Emma (Anne Hathaway) und Dexter (Jim Sturgess) am 15. Juli 1988 zusammen im Bett. Aus dem One-Night-Stand wird keine große Liebe, aber immerhin eine dicke Freundschaft.

Die scharfzüngige Emma, die davon träumt Schriftstellerin zu werden, sich aber zunächst als Bedienung in einem mexikanischen Restaurant durchschlagen muss, und der aus wohlhabenden Verhältnissen kommende Dexter, der schon bald eine Karriere als hipper TV-Showmaster beginnt, behalten sich mehr als zwanzig Jahre mit schwankender Intensität im Auge. Immer am 15. Juli sucht Lone Scherfings Zwei an einem Tag die beiden auf und gleitet Jahr um Jahr durch die Höhen und Tiefen einer Freundschaft, die eigentlich sehr viel mehr sein sollte.

Nur auf den ersten Blick wirkt die sprunghafte Jahrestage-Dramaturgie wie ein Befreiungsschlag aus den eng geschnittenen Formatvorlagen der romantischen Komödie. Trotz der Zeitsprünge ist die Entwicklung der Figuren über die zwanzig Jahre hinweg äußerst vorhersehbar. Während der schicke Dexter im Sumpf der Medienschickeria recht gründlich auf den Hund kommt, erblüht die scheinbar unscheinbare Emma zu einer wunderschönen Frau, die als Kinderbuchautorin schließlich sogar berufliche Erfolge zu verzeichnen hat.

Zu spät erkennt Dexter, dass er jahrzehntelang an der Liebe seines Lebens vorbeigesegelt ist, da schwingt das Drehbuch auch schon den Schicksalshammer und bereitet dem kurzen Glück ein jähes Ende.

Enttäuschend ist diese romantisch-didaktische Haltung auch, wenn man weiß, dass Regisseurin Lone Scherfing als dänische Dogmafilmerin (Italienisch für Anfänger) und auch in ihrem letzten englischsprachigen Film, dem hinreißenden An Education, so sehr viel differenzierter die menschlichen Stärken und Schwächen ihrer Figuren ausgelotet hat.

Martin Schwickert

One Day USA 2011 R: Lone Scherfig B: David Nicholls K: Benoit Delhomme D: Anne Hathaway, Jim Sturgess, Patricia Clarkson