ZWEIER OHNE

Dreier mit

Zwei Jungs, ein Boot, ein Mädel. Also Ärger.

Ludwig ist gerade vom Internat geflogen, weil er sich von einer Eisenbahnbrücke abgeseilt hatte. Nun besucht er die gleiche Klasse wie Johann. Sein Vater besitzt eine Reparaturwerkstatt, seiner Schwester Vera wird nachgesagt sie sei lesbisch. Seine Mutter stürzte sich vor einigen Jahren von der Eisenbahnbrücke unter der ihr Wohnhaus steht und die weiterhin ein beliebtes Ziel für Selbstmörder ist.

Die beiden Jungs entdecken schnell ihre gemeinsame Stärke und Leidenschaft: den Rudersport. Sie beschließen im "Zweier ohne Steuermann" bei Wettkämpfen anzutreten und beginnen eine hartes, diszipliniertes Training. Mit Erfolg, bis sie eines Tages gegen ein Zwillingspaar antreten müssen.

Ludwig ist der Auffassung, um unschlagbar zu sein müssen sie beide das Gleiche denken und fühlen. Also beschließen sie, wie ein Zwillingspaar aufzutreten. Sie rasieren sich eine Glatze und tragen die gleiche Kleidung. Eine Siegesreihe beginnt.

Alles scheint gut zu sein und als Johann sich, ohne Ludwigs Wissen in dessen Schwester Vera verliebt und ein Verhältnis mit ihr anfängt, scheint sein Glück perfekt. Doch Ludwigs Verhalten wird immer unberechenbarer, er bekommt Wutanfälle in denen er auf andere einprügelt und zeigt sportlich nicht mehr den gleichen Ehrgeiz wie früher. Ohne Johanns Wissen scheint es einen Bruch in ihrer Freundschaft gegeben zu haben, über den beide aber schweigen. Als Ludwig endlich seinen Führerschein bekommt, machen die Freunde eine Spritztour mit dem Motorrad, für deren Ende Ludwig seine persönliche Interpretation von bedingungsloser Freundschaft und absoluter Einigkeit geplant hat.

Die Geschichte, nach einer Novelle von "Spiegel"-Reporter Dirk Kurbjuweit, soll von einer bedingungslosen Freundschaft erzählen. Allerdings ist Ludwig ein so dominanter Charakter, dass Johann immer nur wie ein Mitläufer erscheint. Dadurch wird die Bedingungslosigkeit der Freundschaft einseitig, da Ludwig den Ton angibt und Johann nur in den seltensten Fällen dezenten Widerspruch einlegt. Er nimmt es sogar kommentarlos hin, sich vor einem Wettkampf auf 62kg runterzuhungern, weil Ludwig undiszipliniert alles in sich hineinschaufelt und somit die erlaubte maximale Gewichtsgrenze für die Teilnahme gefährdet.

Viel Spielzeit vergeht durch sich wiederholende Handlungen: Ludwig und Johann in der Werkstatt beim Motorrad restaurieren oder beim Rudern oder Johann und Vera beim Sex. Es wäre vielleicht besser gewesen diese Zeit für die Klärung einiger anderer Unstimmigkeiten zu nutzen: Wie bekommen sie eine Schulkameradin dazu, mit zu Ludwig nach Hause zu gehen und dort nacheinander erst mit Ludwig, dann mit Johann zu schlafen? Warum ist es bei einer angeblich so innigen Freundschaft nötig, die Beziehung zwischen Vera und Johann geheim zu halten?

Janne Hiller

2008 R: Jobst Christian Oetzmann B: Jobst Christian Oetzmann, nach der Novelle von Dirk Kurbjuweit D: Tino Mewes, Jacob Matschenz, Sophie Rogall, Peter Harting