7 ZWERGE - MÄNNER ALLEIN IM WALD


Jetz lachen!

Deutscher Humor kann ganz schön wehtun

Nachdem Bully Herbig mit Der Schuh des Manitu den guten alten Karl May gewinnbringend verulkte, Tobi Baumann in Der Wixxer mit den Edgar-Wallace-Verfilmungen ein Herzstück bundesdeutscher Fernsehgeschichte recycelt hat - was bleibt da noch übrig? Richtig, die Gebrüder Grimm.
Eigentlich haben die Amerikaner, was die Dekonstruktion der Märchenklassiker angeht, mit Shrek schon ganze Arbeit geleistet. Aber Regisseur Sven Unterwaldt war daran gelegen, die Geschichte von Schneewittchen endlich einmal aus der Männerperspektive zu erzählen. Die sieben Zwerge nämlich, so will es das sinnentleerte Drehbuch von Otto Waalkes, Bernd Eilert und Sven Unterwaldt, gehören einer radikalen Männergruppe an, die als Waldkommune vor allem nur eines will: keine Frauen.
Jeder wurde auf seine Weise vom weiblichen Geschlecht enttäuscht. Bubi (Otto Waalkes) etwa wurde von seiner Mutter als Ballast aus dem Heißluftballon geworfen und von der Männer-WG aufgezogen. Immer wenn er am Tisch zu laut lacht, bekommt er eins hinter die Löffel. Das ist ein running gag - muss man wissen - und so brachial unkomisch wie dieser sind auch die anderen Witze von Unterwaldts Märchenpersiflage. Es kommt wie es kommen muss. Schneewittchen taucht auf und die Zipfel der Zwergenmützen richten sich auf. Und wieder blinkt unsichtbar am oberen Bildrand die Leuchtschrift auf: Jetzt lachen! Jede noch so lausige Pointe wird hier dick mit dem Textmarker unterstrichen. Schließlich hat das Publikum bezahlt, um zu lachen. Da muss man ihm auch zeigen wo.
7 Zwerge ist kein Otto-Film. Zumindest auf der Leinwand ordnet sich der Altkomiker als Gleicher unter Gleichen unter. Hinter den Kulissen war Waalkes jedoch als Drehbuchautor und Produzent aktiv. Ottos Humor war stets an seine Person gebunden. Wenn andere versuchen, einen Otto-Witz zu erzählen, geht das meistens daneben. Vielleicht liegt es daran, dass 7 Zwerge als Blödelkomödie nicht zündet: Der infantile Otto-Humor ist nicht kollektivierbar. Dabei hat sich um ihn herum mit Mirco Nontschew, Markus Majowski, Ralf Schmitz und Martin Schneider die Prominenz der deutschen Comedy-Szene versammelt. Man merkt den Herren deutlich an, dass sie eigentlich lieber ihre eigenen Witze erzählen hätten. Einzig Boris Aljinovic entwickelt als Grießgram im Zwergen-Septett ein wenig Charme, der über enervierende Knallchargerie hinaus geht. Selbst Nina Hagen, die als Böse Königin ihr rollendes R gewinnbringend einsetzt und ihre Tochter Cosma Shiwa als Schneewittchen mit ins Ensemble eingeschleust hat, kann dieser faden Schenkelklopf-Komödie nicht die notwendigen Camp-Effekte verleihen.

Martin Schwickert
D 2004 R: Sven Unterwaldt B: Otto Waalkes, Bernd Eilert, Sven Unterwaldt K: J Heim D: Otto Waalkes, Mirco Nontschew, Boris Aljinovic, Markus Majowski