INTERVIEW

Kunst & Terror

Nach dem 11. September ist das Action-Kino erledigt? Quatsch! sagt die Action-Ikone Arnold Schwarzenegger im Gespräch mit Martin Schwickert über seinen neuen Action Film »Collateral Damage«. Und will irgendwann doch mal wieder eine Komödie drehen.


Der Film zum Interview
Was hat sich für Sie persönlich durch die Ereignisse des 11. September geändert?

Schwarzenegger: Überhaupt nichts. Was sich verändert hat ist, dass Amerika mit der Realität konfrontiert worden ist. Dass ein Terrorangriff nicht mehr auf der großen Leinwand oder in einem weit entfernten Land auf der anderen Seite der Welt stattfindet, sondern direkt vor der eigenen Haustür. Was die Security in Gebäuden und im Flugzeug angeht, denkt man jetzt natürlich anders. Aber mein persönliches Leben und meine Einstellung zu gewissen Sachen haben sich nicht geändert.

Was haben Sie gedacht, als sie die Bilder der Zerstörung gesehen haben? Gerät man da als Action-Star nicht ins Grübeln?

Schwarzenegger: Ich habe die Bilder zusammen mit meiner Frau morgens um sechs im Fernsehen gesehen. Als dann auch das zweite Flugzeug in das World-Trade-Center hineinflog und klar war, dass es sich hier um einen Terror-Attacke handelte - da denkt man nicht an Actionfilme. Ich habe nicht einmal an meinen eigenen Film gedacht. Erst als wir die Kinder in die Schule gebracht haben, hat meine Frau gesagt: Ich glaube Collateral Damage kannst Du erst einmal vergessen. Das musst Du verschieben.

In »Collateral Damage« versagt die Politik im Kampf gegen den Terror und Ihr Held nimmt das Recht selbst in die Hand. Wie würden Sie in der Situation von Gordy Brewer reagieren?

Schwarzenegger: Genauso wie jeder andere. In solchen Situationen ist man hilflos und muss sich auf die Experten verlassen. Der Krieg gegen den Terror ist Aufgabe des Militärs, der Polizei und des FBI. Ich würde niemandem den Ratschlag geben, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen und selbst auf einen Rachefeldzug gehen. Für mich gibt es einen großen Unterschied zwischen Film und Realität. Filme bieten die Möglichkeit, vor der Realität zu fliehen. Die meisten Menschen haben das Gefühl, dass sie nicht genug Power haben, um etwas gegen Gewalt und Terror zu machen. Ein Film wie Collateral Damage bietet eine Flucht vor dieser Realität an.

Sie glauben also nicht, dass es nach dem 11. September weniger Actionfilme aus Hollywood geben wird?

Schwarzenegger: Zuerst haben alle geschrien: Das ist das Ende der Actionfilme und der Gewalt im Kino!. Aber schon am Wochenende nach dem Anschlag waren im ganzen Land die Videos von Die Hard , True Lies und ähnlichen Filmen ausgeliehen. Die Leute haben sich zu Hause diese ganzen Terroristenfilme angeschaut. Ich glaube, Action-Filme werden auch weiterhin das Brot und die Butter der Filmstudios bleiben.

Auf der Leinwand haben sie schon für verschiedenste Dinge gekämpft. Wofür lohnt es sich im echten Leben zu kämpfen?

Schwarzenegger: Für die Familie, die eigenen Rechte, seine Ideen, seine Lebenseinstellung. Für solche Dinge. Für mich ist es immer sehr wichtig den Unterschied klarzumachen zwischen dem, was ich auf der Leinwand und was ich in der Realität mache. Auf der Leinwand - das ist Unterhaltung. In Wirklichkeit bin ich ja ein ganz anderer Mensch. Mir geht es darum, dem Land, das mir so viel geholfen hat, so viel wie möglich zurückzugeben. Denn ohne Amerika wäre ich heute nie dort, wo ich jetzt mit meiner Karriere bin. Deshalb mache ich etwas für Leute, die in diesem Land Hilfe brauchen z.B. unterstütze ich die Special Olympics , die für die Gleichberechtigung von Behinderten eintreten, und das Programm für die Inner City Kids , das ärmeren Kindern die Möglichkeit auf eine bessere Schulbildung, Sportprogramme usw. ermöglichen soll.

Warum haben Sie Ihre politischen Ambitionen als Gouverneurs-Kandidat für Kalifornien zurückgestellt?

Schwarzenegger: Ich habe mit Terminator 3 und True Lies 2 zu viele Verpflichtungen in Hollywood. In den nächsten Jahren bleibe ich erst einmal beim Film.

Sie sind überzeugter Republikaner und haben in die Kennedy-Familie und damit in die Hochburg der Demokraten eingeheiratet. Gibt es da keinen Streit zu Hause?

Schwarzenegger: Wir haben alle verschiedene politische Meinungen, und das ist auch gut so. Ich bin in Österreich nach dem Krieg aufgewachsen, in einem Land, in dem man der Verlierer war, kein Geld und nichts zu essen hatte. Meine Frau ist in der wohlhabenden Kennedy-Familie aufgewachsen. Da kann man viel voneinander lernen.

Mit »Twins« und »Junior« haben Sie auch Komödien gedreht. Warum haben Sie sich in den letzten Jahren wieder ausschließlich dem Action-Genre verschrieben?

Schwarzenegger: Meine Kinder beschweren sich auch schon, meine letzten Filme sind immer mit Jugendverbot gewesen. Nach Terminator 3 werde ich die Fortsetzung von True Lies drehen und danach mache ich bestimmt wieder einen Familienfilm.

Interview: Martin Schwickert