INTERVIEW MIT MICHAEL BULLY HERBIG

MASSIVE ACTING
Über (T)raumschiff Surprise


Der Film ist erst vor einigen Tagen fertig gestellt worden. Woran lag´s?
Als wir das Buch 2002 geschrieben hatten, haben wir sehr schnell festgestellt, dass man eine lange Vorbereitungszeit braucht. Mit den CGI-Leuten haben wir sehr früh gesprochen, bei einem Budget von 9 Millionen Euro mussten wir gut kalkulieren, um den Film so aussehen lassen zu können, wie er aussehen sollte. Dann haben wir den Plan aufgestellt und am Ende stand Oktober 2004. Aber da kam mein Aberglaube dazu. Ich wollte unbedingt am 19.Juli starten, wie bei Der Schuh den Manitu ...
Bereuen Sie es, viel Zeit in die Computer-Effekte gesteckt zu haben?
Nein, es war sehr spannend. In Deutschland hat man das ja noch nicht so oft gemacht und man weiß nicht so genau, was hinten dabei rauskommt. Für einige Szenen, die nur ein oder zwei Minuten lang sind, hat der Computer pro Filmsekunde über tausend Stunden gerechnet. Das ist eine Dimension, die auch für mich unbegreiflich ist.
Für (T)Raumschiff Surprise haben Sie ein wenig zugenommen ...
Ja, ich nenne das Massive Acting. Ich spiele schließlich eine Vulcanette. Die kommen schon beleidigt auf die Welt und essen sich deshalb sofort einen Kummerspeck an.
Bei der Verleihung zum Bundesfilmpreis ist Der Schuh des Manitu damals mit einem Sonderpreis abgespeist worden. Waren Sie da nicht ein wenig frustriert?
Frust ist das falsche Wort. Aber ich habe mich ein bisschen gewundert. Alle, inklusive Bundeskanzler, haben während der Verleihung über den Marktanteil des deutschen Films gesprochen, und man hat immer um unseren Film herumgeredet. Jeder wusste, was passiert war. Aber am Mikrophon hat es keiner ausgesprochen. Wenn der Film einfach in irgendeiner Kategorie mitnominiert worden wäre, hätte mich das sehr stolz gemacht. Aber den Sonderpreis fand ich irgedwie albern.
Haben wir in Deutschland ein Problem mit Komödien?
In der Diskussion um den deutschen Film taucht das Wort Unterhaltung nicht auf. Mir ist es wurscht, wo ein Film herkommt. Für mich gibt es gute, mittelmäßige und schlechte Filme. Ich möchte im Kino unterhalten werden. Dafür zahle ich Eintritt.
Von den enormen Gewinnen aus Der Schuh des Manitu ist der Löwenanteil an die Co-Produzenten gegangen. Haben Sie diesmal bessere Verträge gemacht?
Ja, diesmal habe ich alleine produziert und mich dabei ordentlich über den Tisch gezogen.
Wo haben Sie Ihre besten Ideen?
Im Auto und unter der Dusche. Ich träume sogar von Pointen. Meine Frau hat mir gesagt, dass ich oft im Schlaf lache.
Humor lebt auch vom Improvisationsspielraum. Sie gelten hingegen als Perfektionist. Wie verträgt sich das?
Eigentlich ganz gut. Alles was der Vision dient, ist erlaubt. Auch Improvisation. So ein Film ist ja immer im Prozess bis am Schluss der Ton drüber gelegt wird, können immer noch Dinge passieren, die lustig sind.
Tuntenhumor ist auch in (T)Raumschiff Surprise das komödiantische Standbein ...
Die Reaktionen aus der Schwulenszene sind verschieden. Die einen sagen: Ich schmeiß mich weg Die anderen: Das ist total übertrieben. Damit kann ich sehr gut leben. Ich denke wir haben es geschafft, das Thema auf charmante Weise zu bedienen.
Waren Sie schon immer ein Science-Fiction-Fan?
Geht so.
Glauben Sie an Außerirdische?
Ich gehe schwer davon aus, dass wir nicht die einzigen im Universum sind. Aber wir haben uns eigentlich mehr mit dem Thema Zeitreise auseinandergesetzt. Der Schuh des Manitu war ein Aufklärungsfilm, und dies ist unsere Bewerbung für den Nobelpreis für Physik. Wir wissen nämlich jetzt wie Zeitreisen funktionieren. Es gibt ja auch ein paar Zeitreisende unter uns. Die geben sich nur nicht zu erkennen. Ich vermute ja, dass Bill Gates auch einer ist.
Es gibt auch die Vermutung, dass Michael Herbig aus der Zukunft gekommen ist mit dem Rezept für den richtigen Film zur richtigen Zeit ...
Mist, jetzt haben Sie uns doch erwischt.
Ist Humor ein Modeartikel?
Humor ist ein Grundbedürfnis wie Essen und Sex. Humor macht gesund. Insofern kommt Humor nicht aus der Mode, aber er verändert sich. Er ist immer inspiriert, durch das was um einen herum passiert.
Haben Sie keine Angst, dass die Zeit irgendwann über Ihren Humor hinweggeht und Sie zu einem Relikt werden wie z.B. Otto Walkes?
Ich war mal vor drei Jahren mit Otto Walkes zusammen in einer TV-Show. Der kam rein und rief "Hallo Echo", und der ganze Saal mit 1000 Leuten rief: Hallo Otto. Otto hat anscheinend etwas zeitloses.
Wollen Sie auch zeitlos werden?
Schön wärs.

Interview: Martin Schwickert