BR>»50 Cent« zu »Get Rich or Die Tryin«

AUF DEM OP-TISCH

Der Film zum Interview


Über Spaß am Set, Kugeln im Bauch und Inspiraton


Sie haben einmal gesagt, dass die Vergangenheit Sie wie ein Schatten verfolgt. Ist dieser Film ein Versuch sich selbst und die Öffentlichkeit mit ihrer Vergangenheit zu konfrontieren, um den Schatten endlich abzuschütteln?
Auf jeden Fall. Schließlich überschattet meine Vergangenheit sogar mein musikalisches Talent. Die neun Schüsse, die auf mich abgefeuert wurden, sind in den Medien stärker präsent als die Tatsache, dass ich mit meinen Songs in den Top Ten so gut platziert bin wie seinerzeit die Beatles.
Woher kommt diese Fixierung?
Der Tod ist nun mal das Schicksal eines jeden Menschen. Die Leute fragen mich, wie das ist, wenn man fast gestorben ist. Die meisten wollen nicht wahrhaben, dass sie jeden Tag sterben könnten. Dadurch, dass ich dem Tod von der Klinge gesprungen bin, gehe ich mit meinem Leben viel bewusster um.
Wie war das für Sie, als Sie diese Szenen dann auf dem Set nachstellen mussten?
Es war keine große Sache. Ich habe über diese Situation schon so oft vor Augen gehabt, dass mir die Schuss-Sequenz am Set nicht viel ausgemacht hat. Schwerer war die Szene im OP, an der wir acht Stunden gedreht haben. Das war ein sehr unangenehmes Gefühl, so lange auf dem OP-Tisch zu liegen. Ich wusste zwar, dass ich hier tatsächlich schon einmal gelegen hatte, aber ich konnte mich eben nicht mehr daran erinnern, weil ich ja bewusstlos war.
Ihr Regisseur Jim Sheridan kommt aus einer ganz anderen Welt. Mussten Sie ihm den spirit ihrer Musik erklären?
Nein, überhaupt nicht. Er kannte sich sehr gut aus. Das hat mich auch gewundert. Wenn man seine Jugend in Dublin verbracht hat und versteht, was auf den Straßen New York los ist - das ist schon eine Leistung.
Wie viel Einfluss hatten Sie z.B. bei der Besetzung?
Ich wollte überhaupt keinen Einfluss ausüben. Mir ging es ja nicht darum, endlich einmal mit meinen Lieblingsschauspielern zusammen zu arbeiten, ich wollte einen guten Film machen, und Jim Sheridan wusste am besten, was dafür zu tun ist. Aus der Szene, in der Marcus, bevor er sich entscheidet ins Drogengeschäft einzusteigen, vor dem Schaufenster steht und sich die Sneakers anschaut, ist z.B. der Song Windowshopper entstanden.
War dieser Wendepunkt in Ihrem Leben für Sie als Zwölfjähriger auch so klar?
Meine Mutter hat auf der Straße Drogen verkauft und immer wenn sie zurückkam, war das wie Weihnachten. Ich war es als Kind gewohnt, viele schöne Sachen zu bekommen. Nach dem Tod meiner Mutter habe ich dann bei meinen Großeltern gelebt. Da waren acht Kinder im Haus, die sie unterstützen mussten. Und weil ich nicht auf all die schönen Sachen, die meine Mutter mir gebracht hatte, verzichten wollte, habe ich mein Leben damals in die falsche Richtung gelenkt.
Sie haben wiederholt mit Eminem zusammengearbeitet. Hat Eminem Sie zu dem Projekt ermutigt?
Nein, Eminem war keine große Hilfe. Er sagte: Was? Dazu hast dich überreden lassen? 20 Stunden täglich am Set herumzuhängen - das ist nicht dein Ding. Er hat so getan, als hätten sie mich reingelegt. Aber nach den ersten zwei Stunden auf dem Set hat er mich angerufen und gesagt: Ich wusste, dass es dir gefällt. Ich wollte dich nur ein bisschen nervös machen.

Interview: Martin Schwickert