INTERVIEW MIT DIANE KEATON


50 IST NICHT DAS ENDE

Über das Alter, den Beruf und ihren neuen Film Was das Herz begehrt


Mrs. Keaton, Sie spielen eine Frau mittleren Alters, die sich wie ein Teenager neu verliebt.
Danke, dass Sie gesagt haben, dass ich eine Frau mittleren Alters spiele. Ich bin stolz darauf, dass sich in diesem Film meine Generation so lebendig präsentieren kann. Das gibt uns über 50jährigen ein wenig Auftrieb. Denn fünfzig zu sein ist nicht das Ende der Welt. Es steckt noch eine Menge Vitalität in uns.
Warum, glauben Sie, werden Beziehungen zwischen älteren Männern und jungen Frauen eher toleriert als zwischen älteren Frauen und jungen Männern?
Ehrlich gesagt interessiert mich das überhaupt nicht. Wenn ein älterer Mann eine junge Frau haben will, ist es seine eigene Sache. Wir Frauen haben endlich unsere Unabhängigkeit und Gleichberechtigung erlangt. Wenn ich als finanziell unabhängige Frau einem jungen Mann hinterher renne und bereit bin, dafür zu bezahlen, würde ich ihn vielleicht sogar bekommen. Aber das finde ich einfach nicht besonders interessant.
Und die Ehe hat Sie auch nie interessiert?
Ich glaube an die Ehe. Aber man kann in seinem Leben nicht alles schaffen. Ich habe viele interessante Sachen gemacht, in diesem Bereich hatte ich jedoch keinen Erfolg.
Wie schwierig ist es auf der Leinwand komisch zu sein?
Nicht viele Leute können gute romantische Komödien schreiben. Dazu braucht man eine Menge Worte, denn es geht hier fast nur ums Reden. Ich bin zur Schauspielschule gegangen, weil ich eine ernsthafte Schauspielerin werden wollte. Aber es stellte sich heraus, dass ich irgendwie nie so richtig hineinpasste, weil ich einfach immer ein bisschen seltsam war. Und so landete ich irgendwann als Komikerin endlich bei dem, was ich wirklich konnte.
Ernste Rollen interessieren Sie gar nicht?
Ich habe es mit ernsthafteren Rollen versucht, aber ich war nie besonders erfolgreich damit. Aber das dürfen Sie nicht weitersagen - ich brauche nämlich einen neuen Job.
Was war bisher die beste Zeit in Ihrer Karriere?
Annie Hall. Der Film hat mein Leben total verändert und mich in eine andere Welt geführt. Alles was ich habe, verdanke ich Woody Allens Annie Hall.
Wie unterscheidet sich der Woody Allens Regiestil von Nancy Meyers Art des Filmemachens?
Woody probiert gerne seltsame, visuell ungewöhnliche Sachen aus. Als wir Manhattan Murder Mystery gemacht haben, hat er den ganzen Film nur mit der Handkamera gedreht. Jede Szene war ohne Schnitt. Vier Drehbuchseiten in einem Take. Ich habe gedacht, das klappt nie. Das beste war aber, dass ich den Part der gelangweilten Ehefrau spielen durfte. Alles, was ich tun musste, war Woody Allen zu kritisieren. Das habe ich sehr genossen.
In Was das Herz begehrt standen Sie mit Jack Nicholson zusammen vor der Kamera. Wie unterscheiden sich Ihre Arbeitsweisen?
Ich hänge mehr an den Worten, während er mehr aus sich heraus geht. Technisch ist Jack Nicholson tausend mal besser als ich. Er weiß immer genau, was er tut und wo die Kamera steht. Ich bin in diesem Film auf meine übliche Art komisch. Gebt mir einen Witz und erzähle ich ihn. Aber Nicholson ist auf großartige Weise komisch. Er ist ein Meister seines Faches, vor dem man einfach nur den Hut ziehen kann.

Interview: Martin Schwickert