DANNY BOYLE UND TEAM ÜBER »A LIFE LESS ORDINARY«

Das Erfolgstrio

Nach »Shallow Grave - Kleine Morde unter Freunden« und »Trainspotting« hat das kreative Trio jetzt in Hollywood drehen dürfen. Nikolaj Nikitin sprach mit Andrew MacDonald (Produzent), John Hodge (Buch) und Danny Boyle (Regie). über ihren Film A Life Less Ordinary.


Der Film zum Interview

Ich war erschlagen von der Einstiegssequenz. Sie spielt im Himmel, der eine Art Polizeiquartier ist - alles in weiß. Wie habt Ihr das gemacht?

Danny Boyle: Es ist ein Alptraum, mit Weiß zu filmen. Es gibt so viele verschiedene Schattierungen in Weiß. Außerdem wird es natürlich sofort schmutzig, wenn Schauspieler ihren Kaffee verschütten...

Andrew Macdonald: ...oder der Regisseur...

DB: ...wenn der Regisseur nur Zeit für einen Kaffee hätte...

Wie lang hat es gedauert, diese Anfangssequenz zu drehen?

AMc: Wir brauchten nur einige Tage, aber Wochen an den Vorbereitungen, das ganze Weiß einzurichten, darauf zu achten, daß die ganzen Töne und Kontraste stimmen.

Gibt es bestimmte Filme, die eine von Euch favorisierte Himmelsdarstellung haben?

DB: Besonders beeinflußte mich A Matter of Life and Death von Andrews Großvater Emeric Pressburger [der zusammen mit Michael Powell der Regisseur dieser 1947 entstandenen englischen Komödie war; Anm. der Red.]. Weil er so ausdrucksstark und lustig ist. Es ist soviel Fun in dem Film, weil er der Kultur jener Zeit entstammt. Die Amerikaner laufen da oben im Himmel rum, wo ein Coke-Automat steht. Die Angst in dem Land war, daß die Amerikaner mit all ihrem Geld und ihren komischen Manieren nach England rüberkommen.

A Life Less Ordinary ist Euer erster Hollywood-Film. Wann kam der Kontakt mit Hollywood zustande, nach Shallow Grave oder erst nach Trainspotting?

AMc: Es war bereits nach Shallow Grave. Das Alien-Angebot kam zwar, als wir Trainspotting schon fertiggestellt hatten, aber ihn noch niemand gesehen hat. Sie wollten, daß Danny Regie führte, und ich wäre als Produzent mit dabei gewesen. Wir hätten ihn beinahe gemacht.

Bereut Ihr es, Alien Resurrection nicht gemacht zu haben?

AMc: Nein, überhaupt nicht. Stattdessen haben wir diesen Film gemacht: Life as ordinary Resurrection. Life less Resurrection.

Inwieweit waren es andere Arbeitsbedingungen in Hollywood?

AMc: Eigentlich war es gar kein Hollywood-Film, er lief ohne die Gewerkschaft, und wir hatten den "final cut".

Neben dem Powell-Pressburger-Film wird Frank Capras It happened one Night als Inspirationsquelle genannt. Sind diese Filme Danny Boyle näher, ist Life, orientiert an amerikanischen Komödien, mehr der wahre Boyle & Hodge-Film als der hitchcock'sche Shallow Grave?

John Hodge: Ich glaube, jeder Film hat seine eigene Identität. Du weißt nie wirklich, was es ist, bis du damit fertig bist. Wenn du ihn drehst, hast du viele unvorhersehbare Faktoren wie die Schauspieler, den Schnitt, die Musik usw. Du zielst nicht auf einen neuen Capra oder Hitchcock, du machst einfach deinen Film. Du hast Hoffnung, aber du kannst nie sicher sein.

AMc: Es gibt Elemente in Life, die von diesen Filmen inspiriert wurden. Wir haben die Filme den Schauspielern und einigen Crewmitgliedern gezeigt. Es war überraschend, wieviele Leute in Amerika die Filme, besonders den Powell/Pressburger-Film, nicht gesehen haben. Ich glaube, niemand hat ihn gesehen, nicht einmal Holly Hunter. Es ist eine Art der Kommunikation, um zu verdeutlichen, was man erreichen will, nämlich den Stil, der nicht immer realistisch ist. Das Gespür für den Witz, den Spaß, du bemühst dich, an dieses Level heranzukommen, das ist die Idee.

Was habt Ihr außer Film gemeinsam? Ihr arbeitet schon eine lange Zeit zusammen.

JH: Wir reden nicht viel. Ich würde verrückt werden, wenn ich mit Menschen zusammenarbeiten müßte, die zuviel reden (alle lachen). Ich glaube eigentlich, daß ist es (alle lachen noch lauter).

AMc: Wir teilen alle eine gewisse Geduld, wobei ich noch ziemlich viel rede.

Der Film endet mit einer animierten Sequenz, die den Schluß und dessen Offenheit noch mehr verdeutlicht. Wie kam es zu dieser Idee?

JH: Es sollte Unterhaltung bieten, während die Credits ablaufen. Wir sind alle Fans animierter Features.

DB: Die Trickleute haben für die drei Minuten genauso lange gebraucht wie wir für den ganzen Film. John hat ein kleines Skript geschrieben. Dann haben wir es ihnen ganz überlassen, weil wir ihre Arbeit kennen.

Was war das für ein Team?

AMc: Die Leute heißen "Arc Animation" und haben eine Fernseh-Show in UK über einen Höhlenmenschen. Es ist Erwachsenunterhaltung mit sehr viel "toilet humor".

Wie steht es um ein neues Projekt von Euch Dreien, vielleicht sogar wieder mit Ewan?

DB: Wir drei planen einen Film, denken jedoch nicht an ein Cast, bevor das Skript entwickelt ist. Es gibt in England eine tolle Werbekampagne für Volkswagen: Wenn doch nur alles im Leben so zuverlässig wäre wie ein Volkswagen. "That's the way we think about Ewan McGregor."