Mads Mikkelsen über »Tage des Zorns«

LEICHT VERRÜCKT

Mads Mikkelsen spielt einen der beiden Widerstandskämpfer.


Die Kritik zum Film

Waren die beiden Widerstandskämpfer "Flamme" und "Citrone" in Dänemark schon vor diesem Film populär?

Direkt nach dem Krieg wurden die beiden als Legenden gefeiert, aber das hat sich ziemlich schnell wieder gelegt, weil innerhalb des Widerstandes viele Dinge passiert sind, die nicht hätten geschehen dürfen. Keiner vom dänischen Widerstand wurde damals vor Gericht gestellt. Sie haben nach 1945 einfach mit der Geschichte abgeschlossen. Meine Generation hat in der Schule nichts über "Flamme" und "Citrone" gelernt.

Wie waren die Reaktionen der ehemaligen Widerstandskämpfer auf den Film?

Wir haben sehr eng mit den noch lebenden Widerstandskämpfern zusammengearbeitet, vieles im Drehbuch kommt direkt aus den Gesprächen mit ihnen. Aber auf der anderen Seite sind diese Leute es gewöhnt, bestimmte Dinge zu verleugnen. Unser Film berührt einige historische Tabus und hat in Dänemark eine große Diskussion in Gang gesetzt. Die extreme Linke fühlte sich genauso vor den Kopf gestoßen wie die extreme Rechte.

Warum schlägt dieses Thema heute noch so hohe Wellen?

In Dänemark gab es zur Zeit der deutschen Besatzung 700-900 Widerstandskämpfer, während 7000 Dänen in Russland für Deutschland gekämpft haben. Viele Menschen in Dänemark haben die Nazis freundlich begrüßt und sich ihrer Ideologie angeschlossen. Nach dem Krieg gab es dann auf einmal 50.000 Widerstandskämpfer. Wir würden uns gerne als Helden sehen und nicht als die verängstigten, kleinen Verräter, die wir eigentlich waren.

Im Film wirken "Flamme" und "Citrone" auch ein wenig verrückt...

Wir haben das alles ein wenig runter geschraubt, weil wir niemanden verletzen wollten. Wenn man sich die Geschichten anhört, stellt man fest, dass die beiden schon ganz schön daneben waren. Vor allem "Citrone" war ein klarer Fall von Borderline-Syndrom. Wenn man in einen Krieg wie diesen eintritt, dann tut man das nicht nur aus Idealismus.

Ist eine aufwendige Produktion wie "Tage des Zorns" ein Anti-Dogma-Film?

Auf jeden Fall. Und es wurde auch Zeit, dass das dänische Kino sich weiterbewegt. Ich liebe die Dogma-Filme, aber wir können nicht die ganze Zeit Filme machen, die nur in unserer eigenen Küche spielen.

Hat Ihre Rolle als Bond-Bösewicht in "Casino Royale" Ihnen neue Wege eröffnet?

Dänemark ist ein kleines Land, das 18-20 Filme im Jahr produziert. Wenn ich in zwei davon mitspiele, ist das für mich ein gutes Jahr. Jetzt habe ich international bessere Möglichkeiten und bekomme mehr Drehbücher zugeschickt.

Interview: Martin Schwickert