j »INTERVIEW«



»DIE JAPANER HATTEN IHRE GRÜNDE«

Produzent Jerry Bruckheimer über seinen Film »Pearl Harbor«



Welche Bedeutung hat das Trauma des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor?

Jerry Bruckheimer: Leider vergisst Amerika seine Vergangenheit sehr schnell. In Pearl Harbor wurden wir das erste Mal auf eigenem Territorium angegriffen, weil wir unseren Gegner vollkommen unterschätzt haben. Wir wollten an das Pflichtbewusstsein dieser Generation erinnern und zeigen, an was die Menschen damals geglaubt und wofür sie ihr Leben gegeben haben.

Manche Historiker behaupten, Präsident Roosevelt hätte den Angriff in Kauf genommen, um die US-Bevölkerung für den Kriegseintritt zu gewinnen.

Jerry Bruckheimer: Es gibt diese Verschwörungstheorien, aber ich glaube nicht daran. Die Japaner wussten sehr genau, dass der US-Geheimdienst ihren diplomatischen Code geknackt hatte und haben deshalb ein Nachrichten-Chaos inszeniert. Die Philippinen, Indochina, Pearl Harbor, Salomon Islands u.a. wurden als Ziel für eine Militäroperation erwähnt. Rückblickend sieht es so aus, als hätten die Japaner den Angriff angekündigt. Aber die Nachrichtenlage war damals sehr konfus. Roosevelt hätte Japan sicherlich dazu bringen können, uns anzugreifen, ohne dabei die komplette US-Pazifikflotte zu verlieren.

Pearl Harbor ist auch der Ursprung von antijapanischen Ressentiments, die bis heute in der US-Gesellschaft zu spüren sind.

Jerry Bruckheimer: Sechzig Jahre danach können wir objektiver auf das Geschehen blicken. Die Japaner hatten ihre Gründe für den Angriff und die wollten wir auch im Film offenlegen. Es ging uns nicht darum, ein Reich des Bösen zeigen, dass die Amerikaner sinnlos attackiert. 1940 hat Roosevelt alle Öl- und Stahlexporte an Japan eingestellt und sie damit enorm in Zugzwang gebracht. Japan wollte mit dem Überraschungsangriff die US-Pazifikflotte vernichten, damit sich die USA aus dem Krieg heraushält. Die Attacke hatte allerdings genau den gegenteiligen Effekt.

Pearl Harbor ist Ihr ambitioniertestes Projekt und wurde von der US-Presse einhellig verrissen. Lässt diese Kritik den erfolgreichsten Produzenten Hollywoods völlig kalt?

Jerry Bruckheimer: Wenn ich meine Karriere dem Urteil der Filmkritiker anvertraut hätte, wäre ich schon längst nicht mehr in diesem Geschäft. Die Kritiker waren sehr voreingenommen gegenüber diesem Film. Glücklicherweise werde ich dafür bezahlt, dass das Publikum die Filme mag und nicht für gute Kritiken.

Interview: Martin Schwickert