REGISSEUR JOHN SINGLETON ZU »VIER BRÜDER«

RACHE MACHT SPASS


Der Film zum Interview

Vier Brüder, die das Recht selbst in die Hand nehmen - ein altes Western-Motiv...
Als ich das Drehbuch gelesen habe, hat es mich sowohl an die traditionellen als auch an die Großstadtwestern wie Point Blank mit Lee Marvin, Dirty Harry mit Clint Eastwood oder Death Wish mit Charles Bronson erinnert. Diese Filme wurde zwischen 1967 und 1973 gedreht und haben die Western-Archetypen in ein urbanes Setting verlegt. Mit Vier Brüder wollten wir das Genre für die heutige Generation neu erschließen.
Was haben Western, was dem heutigen Kino fehlt?
Western erzählen aus einer Zeit, in der es in Amerika noch keine festen Rechtsvorstellungen gab. Die Helden sorgen für Gerechtigkeit nach Gesetzen, die damals noch nicht existiert haben. Vier Brüder wird weniger von der Suche nach Gerechtigkeit angetrieben, sondern von Leidenschaft und dem festen Willen etwas zu tun.
In erster Linie ist es aber doch ein Film über Selbstjustiz...
Das ist die Story, dass hier Leute das Gesetz selbst in die Hand nehmen, da liegt der emotionale Kern. Aber ich glaube, niemand wird aus dem Kino gehen und sich danach eine Knarre kaufen, um ein paar Bösewichter umzulegen. Die Leute werden den Film als das ansehen, was er ist: gutes Unterhaltungskino.
Selbstjustiz scheint in den letzten Jahren wieder häufiger ein Thema in amerikanischen Filmen zu sein.
Zum einen haben die Leute nur noch wenig Vertrauen in die staatlichen Institutionen. Zum anderen existiert in den USA ein Klima der Angst vor den Nachbarn, vor Kriminellen, vor Terroristen. Diese Angst wird gefördert durch die Politik der Regierung und durch die Medien.
Wie wichtig war es für Sie, dass die Brüder sowohl schwarzer als auch weißer Hautfarbe sind?
Sehr wichtig. Das macht die Geschichte sehr viel interessanter. Dass die Brüder nicht danach gehen, ob einer schwarz oder weiß ist - das fand ich cool. Die Hautfarbe ist ihnen völlig egal. Nur die Leute um sie herum reagieren darauf.
Wie kommt es, dass Frauen in Ihren Filmen immer untergeordnete Rollen haben?
Ich bin eben ein Mann und keine Frau.
Es soll auch Männer geben, die Filme über Frauen machen...
Jaja, ich weiß, aber das sind andere Männer.
Haben afroamerikanische Filmemacher es heute einfacher?
Die Hautfarbe ist immer noch eine wichtige Sache in Amerika. Aber für junge Filmemacher ist es insgesamt sehr viel schwieriger sich durchzukämpfen. Ich hatte ziemliches Glück und konnte im Laufe meiner Karriere einige radikale Sachen durchsetzen. Mittlerweile habe ich mir einen Namen gemacht und muss nicht mehr darum bitten, einen Film drehen zu dürfen, weil ich im Gegensatz zu den Studiobossen weiß, was hip und angesagt ist.

Interview: Martin Schwickert