AUSTIN POWERS - SPION IN GEHEIMER MISSIONARSSTELLUNG


Der Spion, der mich fickte

Mike Myers scherzt bodenlos

Armer Austin Powers: konnte er sich nach dem überstandenen ersten Teil mit seiner Traumfrau Vanessa Kensington (Elisabeth Hurley) in die Flitterwochen zurückziehen, spielt ihm jetzt das Schicksal zweiten Teils übel mit. Vanessa, jetzt Mrs. Powers, entpuppt sich als auf TV-Fernbedienungen reagierender Fembot (in der deutschen Fassung wohl Frauboter oder so). Das bedeutet: keine maß- und endlosen Liebesspiele, sondern Aggression mit Tötungsabsicht, weil so ein Fembot ja nicht einfach irgendwie da ist, sondern mit genau der Intention konstruiert worden ist, und das natürlich vom üblen Dr. Evil, dessen Wunsch, die Welt zu beherrschen, nur von seinem Hass auf unseren wackeren Meisterspion übertroffen wird. Aber Austin Powers kommt davon, wird Witwer schon nach wenigen Filmminuten.
Glücklicher Austin Powers: endlich wieder Single! All die Babes warten nur darauf, von ihm flach gelegt zu werden, wäre da nicht der schurkische Dr. Evil, der mit seiner Zeitmaschine schnurstracks in die Sechziger reist, um dem seinerzeit eingefrorenen Powers sein Mojo zu nehmen. Und selbst ein Swinger-Weltmeister ist nichts ohne sein Mojo, also steigt Austin auch in eine Zeitmaschine, um Evil an seinem Tun zu hindern. Gut, dass ihm sein Führungsoffizier die so attraktive wie hemmungslose Felicity Shagwell zur Seite stellt, die beste CIA-Agentin mit den hottesten Hotpants, die ihn erstmal vor einem Mordanschlag durch die von Evil beauftragte Robin Swallows rettet und dann vernaschen will, aber Austin hat ja sein Mojo verloren und zum ersten Mal Angst, zu versagen. Zum Glück kann er dann später auf dem Mond Dr. Evil besiegen, Felicity retten und noch später auch dem Geheimnis vom 300-kg-Bösewicht Fat Bastard auf den Grund gehen, das ihn allerdings nicht besonders interessiert, weil er inzwischen das ihm viel wichtigere Geheimnis seines Mojos ergründet hat und viele Stunden guten Geschlechtsverkehrs, vorzugsweise mit sexy Shagwell (es gibt eine Bedeutung auch dieses Namens) vor sich hat.
Die sechziger Jahre haben schon so viele Revivals gehabt, dass es schon länger nicht mehr besonders lustig ist, sich über diese Epoche lustig zu machen. James Bond ist so oft parodiert worden, dass es sich einfach erledigt hat (es sei denn, das Projekt stammt von Abrahams/Zucker/ Abrahams). Und über die Verklemmtheit der US-Amerikaner lacht diesseits des Ozeans auch niemand mehr. Der Liste der relevanten Gründe, Austin Powers abzulehnen, ist mit diesen drei Punkten längst nicht vollständig. Zum Beispiel sollte unbedingt auch Mike Myers draufstehen, Erfinder, Autor und Verkörperer nicht nur von Austin Powers, sondern auch von Waynes World. Zum Beispiel. Die Gags gehen immer unter die Gürtellinie, vermeiden erfolgreich Geist und Niveau und appelieren an die niedersten Instinkte. Aber selten deutlich, meistens zweideutig verschämt, mit rotem Kopf, unter der Schulbank oder der Bettdecke mit unaussprechlichen Dingen spielend.
Aber! Austin Powers - Spion in geheimer Missionarsstellung hat Heather Graham, das bezaubernde Roller-Girl aus Boogie Nights, die als Felicity Shagwell zwar kaum mehr tut, als ihr hübsches Gesicht in die Kamera zu halten, aber das Gesicht ist wirklich sehr hübsch. Und die Beine! Und Mike Myers Brusttoupet! Und ein paar Gags sind wirklich nett. Und die genitalen Bildwitzchen, die schamlos-schamhaft Nacktheit vortäuschen und so tun, als sei das alles furchtbar verrucht. Die Namen und kleinen verbalen Einsprengsel, die Peniswitze mit Willie (Nelson) und Woody (Harrelson), und nicht zuletzt der moderierte Auftritt von Elvis Costello und Burt Bacharach in Swingin London. Wäre schön gewesen, wenn Myers und sein Regisseur Jay Roach diese Attraktionen mit etwas mehr Tempo und Verve organisiert hätten, aber auch so ist Austin Powers ein schöner Spaß. Zumindest für jene, die sich schwindelfrei und bodenlos amüsieren könne.

Jens Steinbrenner

Austin Powers 1