ANTONIO BANDERAS ÜBER »ZORRO« UND AMERIKA

PICASSO ODER ETA?

Der Film zum Interview




Warum haben Sie ein zweites Mal das Zorro-Kostüm übergestreift?
Mir war es wichtig, dass sich die Figur weiterentwickelt. Als ich im Drehbuch gelesen habe, dass seine Frau ihn verlässt ihn und er sich sofort mit einer Flasche Tequilla besäuft, habe ich gedacht: Das ist eine gute Möglichkeit, die Figur ein wenig flexibler zu gestalten. Natürlich hat eine Figur wie Zorro bestimmte Parameter. Er kann seinen Anzug nicht ablegen und dem Kampf für die Armen und gegen die Unterdrücker entfliehen. Aber in diesem Film wird Zorro ein bisschen menschlicher, denn die Leute erkennen sich in seinen Ehestreitigkeiten wieder. Dass der Mann ein Land vereinigt, aber nicht seine Familie zusammenhalten kann - diese Ironie hat mir gefallen.
Wird Zorro also zu einem Helden, der sich permanent selbst hinterfragt?
Ich kann Leute nicht verstehen, die sich nicht immer wieder hinterfragen. Darum geht es doch im Leben: von Dingen fasziniert zu sein, die man nicht kennt, ob in einer Beziehung oder in metaphysischer Hinsicht. Am Anfang des Films ist Zorro besessen von der eigenen Kreation einer Figur, die eigentlich gar nicht existiert. Er kämpft nicht mehr für die Leute, sondern für sich selbst. Das sagt ihm seine Frau ins Gesicht, und Zorro muss feststellen, dass, wenn man aufhört sich zu hinterfragen, man die Dinge, die man liebt, verliert.
Gelten Sie in Hollywood immer noch als der Inbegriff des Latin Lovers?
In Spanien habe ich damals viel öfter den Latin Lover gespielt. Da war ich eigentlich fast die ganze Zeit im Bett. Das war in Hollywood eher die Ausnahme. Ich habe in den USA eine sehr abwechslungsreiche Karriere gehabt: Sozialdramen wie Philadelphia, Horrorfilme wie Interview mit einem Vampir, Evita und Kinderfilme wie Spy Kids. Natürlich gibt es in meiner Karriere auch ein paar Filme, die ich vielleicht besser nicht gemacht hätte. Aber mit ihnen habe ich meine Freiheit gekauft und nun kann ich tun und lassen, was ich will.
Was lieben Sie und was hassen Sie an Amerika?
Was ist Amerika? Das ist die Frage. Ist Amerika Bob Dylan oder George Bush. Martin Luther King oder McCarthy. Was ist Spanien? Picasso oder ETA? Wir haben alle Dinge, auf die wir stolz sein können und Dinge für die wir uns schämen. Es gibt auch Dinge, die ich an Amerika liebe. Gerade in der Film- und Theaterwelt habe ich mit sehr vielen interessanten Menschen zu tun. Aber die derzeitige amerikanische Regierung ist eine Schande. Die Kosten des Irak-Krieges sind enorm für Amerika, den Irak und die ganze Weltgemeinschaft, deren Politik durch die USA kompromittiert wird.

Interview: Martin Schwickert