INTERVIEW MIT KATHARINA WACKERNAGEL

DIE EIGENE KRAFT
Warum Boxen kein guter Sport für Schauspielerinnem ist


Der Film kommt 1 Jahr nach »Million Dollar Baby« in die Kinos...
Wir haben im März vorletzten Jahres gedreht. Martina Klein, die das Buch geschrieben hat, hat es vor 8 Jahren geschrieben. Dass wir das Thema Frauenboxen nicht geklaut haben, weiß eigentlich jeder, der Ahnung davon hat, wie lange es dauert, einen Film zu drehen. Dennoch haben viele Leute gesagt: Million Dollar Baby wird Euch schaden. Ich glaube, dass das Gegenteil der Fall ist. Wenn Leute sich für einen Film interessieren, in dem es darum geht, dass eine Frau boxt, ist es gut wenn vorher ein Film auf einer kommerziellen Ebene gelaufen ist, in dem es auch um Frauenboxen geht. Ich glaube zwar, dass Frauenboxen zwar inzwischen etabliert ist und jeder auch von Regina Halmich schon einmal gehört hat. Aber das Thema findet in den Medien oft noch auf einer Art Witzebene statt.
Sollten mehr Mädchen boxen?
Boxen hat weitaus weniger mit Aggressionen zu tun, als man denkt. Es geht nicht darum, Aggressionen auszuleben, sondern darum, seine eigene Kraft kennen zu lernen. Es bleibt aber trotzdem ein Kampf mit Regeln. Ich glaube schon, dass dieser ganze Prozess einem ein gutes Selbstbewusstsein gibt und dass es auf jeden Fall einer Frau nicht schaden kann, wenn sie mal boxen gegangen ist. Außer, ihr wird die Nase gebrochen. Ich glaube, viele Frauen unterschätzen die Kraft, die sie haben.
Was hat Sie an der Rolle gereizt?
Das Drehbuch, weil da nicht soviel besprochen und erklärt wird. Viele Bücher sind ja schon so geschrieben: jemand steht da und weint. Und dann sagt er, dass er traurig ist. Und dann erklärt er, warum er traurig ist. Außerdem fand ich, dass es, für einen Film, eine sehr unkonventionelle Liebesgeschichte ist.
Sie machen im Film ja auch eine Verwandlung mit, wenn auch ohne viel Make-Up
So wie das Drehbuch geschrieben war, war das ein ganz anderer Typ Frau. Burschikoser. Für mich war das eine Ausnahme, so besetzt zu werden, weil ich vom Körper her einfach mehr Frau bin als Kerl. Dadurch habe ich mir halt für die Joe so Sachen gesucht, die das mehr erzählen. Sie jetzt total hässlich zu zeigen und am Ende schminkt sie sich, das hätte ich blöd gefunden. Natürlich ist sie kein Mann sie gibt sich nur einfach nicht als Mädchen. Nicht, weil sie eine dicke Brille hat, sondern weil sie einfach einen bestimmten Gang hat und sich nicht um ihre Klamotten schert.
Was für Sportarten interessieren Sie privat?
Passiv interessiert mich überhaupt keine einzige Sportart. Ich finde es langweilig, Leuten beim Tennis, Schwimmen oder Fußball zuzuschauen. Aktiv? Das Boxtraining habe ich wirklich unheimlich gerne gemacht. Aber Boxen ist einfach kein guter Sport für eine Schauspielerin...

Interview: Karsten Kastelan


Hier geht's zum Film zum Interview