Woody Allen

Immer unterwegs

Woody Allen über Berlusconi, die Römer und die fehlende Lust auf den eigenen Ruhestand


Der Film zum Interview
Mr. Allen, in den letzten Jahren haben Sie in London, Barcelona, Paris und jetzt in Rom gedreht. Geht die Globalisierung auch an einem Woody Allen nicht vorbei?

Nein, ich reise eigentlich immer noch nicht gern, aber meine Frau liebt es. Sie ist ja sehr viel jünger als ich. Immer wenn sie etwas unternehmen will und denkt, dass ich dafür schon zu alt sei, spornt mich das an. Ob mich das jung hält oder mich ein paar Lebensjahre kostet - das wird sich zeigen.

Was hat Sie nun nach Rom verschlagen?

Ich habe immer Schwierigkeiten, meine Filme zu finanzieren, und Rom hat das Budget für den Film zusammengetragen. Sie haben mich angerufen und gesagt, wenn ich nach Rom käme, wären sie in der Lage, meinen Film zu finanzieren. Und ich dachte: Das ist perfekt. Rom ist eine wunderschöne Stadt.

Das war noch zu Zeiten Berlusconis. Keine Skrupel?

Nein, ich nehme von jedem Geld, solange ich die Filme machen kann, wie ich es will. Und was Berlusconi angeht: Mit all seinen Partys und Skandalen ist er ja geradezu die Inkarnation des römischen Lebens.

Sie sind nun 76 und drehen weiterhin einen Film pro Jahr.

Ich habe Freunde, die sind pensioniert und sie lieben es. Sie gehen angeln, schauen sich Baseball-Spiele an, schlafen jeden Morgen aus und spielen Karten im Park. So ein Leben wäre nichts für mich.

Wie wichtig ist es für Sie durch Ihre Filme von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden?

Wenn ich mein Gesicht in einem Magazin sehe, blättere ich weiter. Ich habe noch nie eine Kritik zu einem meiner Filme gelesen. Es ist ungesund, wenn Filmemacher die Rezensionen und Interviews über die eigene Arbeit studieren, weil sie ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ohnehin keinen Einfluss haben.

Sie haben inzwischen 43 Filme gedreht. Wie blicken Sie zurück auf Ihr eigenes Werk?

Ich sehe mir meine Filme, nachdem sie fertig gestellt sind, nie wieder an. Take the Money and Run habe ich 1968 gedreht und seit dem nicht wieder angeschaut. Ich habe sehr viele Filme gemacht. Manche davon sind gut, manche weniger. Ich denke ich habe mich insgesamt ganz wacker geschlagen. Aber wenn man an Filme wie Die Fahrraddiebe, Citizen Kane oder The Grand Illusion denkt, weiß ich genau, dass keiner meiner Filme mit diesen Meisterwerken des Kinos mithalten kann. Ich bin jetzt 76 und vielleicht steckt in mir einfach nicht das Zeug zu einem solchen Meisterwerk.

Interview: Martin Schwickert